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Ausstellungen: Friedrichshafen · von Hans-Dieter Fronz · S. 286 - 287
Ausstellungen: Friedrichshafen , 2018

Schöne neue Welten

Virtuelle Realitäten in der zeitgenössischen Kunst
Zeppelin Museum Friedrichshafen 11.11.2017 – 08.04.2018
von Hans-Dieter Fronz

Eine surreale Szenerie. Da schwebt ein Gehirn im leeren Raum und wird behutsam von einer behandschuhten Hand gestreichelt. Gleichzeitig streicht eine Zunge über die leeren Seiten eines Buchs, das ebenfalls in der Luft schwebt. Hand, Zunge und Gehirn erscheinen isoliert, abgelöst von jedwedem menschlichen Körper. Eine Stimme aus dem Off empfiehlt dem mit Datenbrille ausgerüsteten Rezipienten, sich zu entspannen. Was mir offenbar nicht ganz gelingt. Das Kribbeln auf der Haut will sich nicht einstellen.

In der Ausstellung „Schöne neue Welten“ im Zeppelin Museum Friedrichshafen geht es laut Untertitel um „Virtuelle Realitäten in der zeitgenössischen Kunst“. Das eingangs erwähnte Video des New Yorker Künstlertrios Salome Asega, Reese Donohue und Tongkwai Lulin operiert mit einem technischen Phänomen, bei dem durch Bilder und Töne sensorische Reize auf der Haut erzeugt werden. Auf Youtube hat ASMR – so die Bezeichnung dafür – bereits eine große Fangemeinde. Das traumsprachliche Geschehen in dem Video, das im Museum of Modern Art in New York seine Premiere erlebte, lässt sich aus diesem Blickwinkel als Allegorie auf den medientechnologischen Wandel unserer Zeit selbst deuten: auf den zu erwartenden Siegeszug von Virtual Reality oder VR zumal. Unseren Hunger nach imaginären Welten stillten wir bis vor kurzem aus Büchern. Das Video aber zeigt leere Buchseiten. Götterdämmerung in der Gutenberg-Galaxie: Federführend in der Phantasieproduktion sind heute andere, technische Medien. Oder sie befinden sich auf dem Weg dorthin – wie Datenhandschuh und –brille, allgemeiner gesprochen: die…


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von Hans-Dieter Fronz

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