Schön entpuppt sich als häßlich – wie gruselig hätten Sie es gern?
Im siebten Monat seines New York-Aufenthaltes wurde der Künstler Gregor Gürten nachts vor seiner Haustür am Broadway von einem gut gekleideten und solide aussehenden Schwarzen überfallen. Da der Künstler jedoch kein Geld mehr bei sich hatte, verpaßte ihm der Täter als Vorwarnung mit einem Stilett einen gekonnten Schnitt am Hals. Eine ambulante Behandlung der Wunde in einem New Yorker Krankenhaus war erforderlich.
Dieser in seiner kaltblütigen Art auch für den gestandenen New Yorker ungewöhnliche Überfall, scheint die Phantasie des Verfassers des Artikels ” Deutsche Künstler im P.S. l ” Wolf Schön – Kunstforum Band 60 – zu einer beachtlichen Leistung beflügelt zu haben. Das Ergebnis ist ein New Yorker Raubüberfall à la Schön: “Kaum hatte der Kölner Stipendiat Gregor Gürten seine Koffer unter dem Stahlrohrbett seines Appartments am West Broadway verstaut … Ein hünenhafter Schwarzer verstellte dem feingliedrigen Künstler den Weg und malträtierte ihn mit einem Rasiermesser, weil die Auszahlung der geforderten Beute nicht schnell genug vonstatten ging … ein vernarbter Schnitt, präzise plaziert wie mit dem Skalpell eines Star-Chirurgen, diagonal übers Gesicht; ein zweiter … der dritte markiert … Es folgten fünf Wochen Hospital-Aufenthalt.”
Solche Verdrehung der Tatsachen wäre nicht viel Ärger wert, wenn es nicht geradezu ein typisches Beispiel wäre, wie – und nicht nur in der Re genbogenpresse – über New York berichtet wird. Ausgehend von der Vorstellung, die Aufgabe eines Journalisten besteht darin, die Welt des gelangweilten, für alle Lebenslagen abgesicherten und das eigentliche Leben aus der…