Claudia Posca
Schnitte im Raum – Skulpturale Collagen
Museum Morsbroich, Leverkusen, 19.6. – 21.8. 2011
Auf den Leim gegangen ist, wer dachte, allein Klebstoff kitte Schnibbelbilder zusammen als höchst effizientes Bindemittel frecher Kombinationsstrategien wider festgezurrter Bildlegenden und Bedeutungshorizonte. Wenngleich etymologisch die Historie aller Collagen tatsächlich mit dem griechischen Wort für Leim = kólla beginnt und Kleister in der Klassischen Moderne schönste Triumphe feiert mit so herausragenden Collagisten wie Pablo Picasso, Georges Braque, Kurt Schwitters und Max Ernst. Bekanntermaßen ließen vor allem Kubisten, Futuristen, Dadaisten und Surrealisten die Fetzen fliegen, stellten ein ganzes 20. Jahrhundert auf die Zerreißprobe: Tiefenperspektivität, Frontalansichtigkeit, Tafelbild und Sockelkunst, Werkstoff und Motiv boxten sie aus dem Leim und komponierten furios und buchstäblich zwischen den Stühlen. „Eine neue Produktionsästhetik verdrängte die herkömmliche Nachahmungsästhetik“ (Fritz Emslander), was radikale Cuts aller Art in alle Richtungen provozierte – ziemlich prägend bis heute, nicht nur auf dem Kunstparkett, bestimmt doch Sampling, Patchwork, Arrangement mehr denn je Alltag und Multikultur unserer Welt.
Mit „Schnitte im Raum – Skulpturale Collagen”, kuratiert von Fritz Emslander und Museumsleiter Markus Heinzelmann – Letzterer jüngst noch mit dem Justus Bier Preis 2010 für die „kuratorische Leistung“ im Kontext der Candida Höfer-Ausstellung „Projects: Done“ zusammen mit Doreen Mende ausgezeichnet – ist man dieser Aktualität eines vermeintlich klassischen Mediums auf der Spur. Und hat sich dafür mächtig ins Zeug gelegt: Atemberaubend raumfüllende Installationen neuesten Datums holte man ins Haus, mit konzeptueller bis schräger Komposit-Kunst, die das Grienen nicht lässt, weil u.a. ihr „Paradiesvögler“ im Spitzen-Slip mit wehrhaftem Stock (Thorsten Brinkmann, 2011) gleich zweigleisig…