Karlheinz Schmid
Schmetterling in Vanille
Paul Pozozza verwirrt den Kunstbetrieb
Seine blitzenden, dunklen Augen und die hohen Wangenknochen, gekrönt von einer gebogenen Nase, erinnern an die Wachsamkeit des Adlers. Er könnte Armenier sein. Oder Libanese. Mal spricht der schlanke Mann mit der sanften Stimme ein Englisch mit amerikanischem Akzent, mal akzentfreies Deutsch.
Er heißt Paul Pozozza und liebt die Kunst. Im Jahrzehnt der Museumsneubauten will er ein ebenso bescheidenes wie hoffnungsvolles Zeichen setzen. Während andernorts, etwa in Frankfurt und demnächst in Hamburg, millionenschwere Kulissen für den zunehmenden Städtewettkampf errichtet werden, möchte er in Düsseldorf die Alternative vorstellen. Eine Breitseite für Gevatter Protz.
Es handelt sich um eine Basis-Architektur, die allmählich erweitert werden kann, wenn Kunstsammlung und Künstlerinitiative wachsen: Hülle und Fülle im Gleichschritt. Ein maßgeschneidertes Museum, fernab der üblichen kommunalen Profilneurose.
Wer Paul Pozozza treffen möchte, mit ihm über die frischen Maulwurfshügel in der deutschen Museumslandschaft lästern will, wird wochenlang vertröstet. Seine Düsseldorfer Statthalter kennen weder Aufenthaltsort noch Reisepläne. Kein Zweifel: Pozozza ist zur Zeit der mysteriöseste Mäzen im Kunstbetrieb. Kaum einer hat ihn bislang gesehen, kaum einer hat mit ihm gesprochen.
So stammen sämtliche Beschreibungen ausführlicher Art vom Wuppertaler Professor David Galloway. Der kennt Pozozza angeblich seit 1977. Damals soll er mit einem arg abgetragenen Trenchcoat, “einem Colombo-Ausschuß”, in Teheran aufgetaucht sein.
“Er machte jedoch nicht den Eindruck eines Pfennigfuchsers”, weiß Galloway. “Sein schäbiges Äußeres hatte etwas von der Ausgefallenheit amerikanischer Millionäre, denen es einfach zu lästig ist, sich darum zu kümmern.” Paul Pozozza, so verbreitete das Kulturmagazin “Aspekte” im ZDF, “soll noch reicher als Dagobert…