Mathias Fuchs
Schmerz und Spiel
Ein Gespräch mit FUR
Roman Kirschner, Tilman Reiff und Volker Morawe beschäftigen sich als Techniker-Künstler-Kollektiv “fur” mit ungewöhnlichen Konstruktionen aus Spiel-Logik, Medienkritik und Apparate-Parodie. Ihre “PainStation”-Installation, die auf den von Spieltheoretikern reklamierten Verlust der Sinnlichkeit antwortet, bringt diese auf schmerzhafte Weise zurück. Stromschläge, die als Bestrafung für schlechtes Spiel ausgegeben werden, setzen ein Augenzwinkern auf das, was als Manko an haptischer Erfahrung von Kritikern der kalten Medien beklagt wurde. Wenn man schon Körperkontakt mit der Maschine einfordert, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn diese Maschine manchmal ein Biest ist. “fur” sind Dadaisten und Medienkritiker in einem, innovative Gamedesigner und Gerätetechniker. Dass sie von manchen Rezipienten als Aktionisten, Neo-Futuristen oder gar als Kunst-Sadisten bezeichnet werden, stellt ihren Arbeiten ein gutes Zeugnis aus, ohne behaupten zu wollen, dass diese Einschätzungen relevant und richtig sind. Marquis de Sade ist jedenfalls nicht die schlechteste Referenz, wenn man sich im Feld der Computerspiele bewegt, da Gewalt und Lust zu den faszinierendsten Ingredienzien eines Spieles zählen. In diesem Sinne kann man auch “fur” verstehen. Selbstverständlich gibt es Formen von Gewalt, Strafe und Leid sowohl in einer virtuellen Welt als auch in einer physikalischen. Die Qualität der Arbeit von “fur” besteht darin, für diese Formen eine spielerisch künstlerische Umsetzung gefunden zu haben.
In Eurer Arbeit “Legshocker” stellt ihr ein Fußball Computerspiel vor, das dem Spieler physisch real aufs Schienbein schlägt, wenn er bestimmte Fehler macht. Für Walter Benjamin besitzt der auratische Moment einen Eigensinn, der den Blick des Betrachters umkehrt. Das Kunstwerk blickt…