Claudia Wahjudi
Schmerz
Hamburger Bahnhof und Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité, Berlin 5.4. – 5.6.2007
Die Ausstellungshäuser entdecken den Körper neu. Allein in Berlin haben sich die Institutionen in jüngster Zeit dem Thema Schönheit gewidmet, dem Mysterientheater von Hermann Nitsch und den Prozessen, die an und in allerlei Körperöffnungen stattfinden. Nach dem Interesse an Bio- und Genpolitik in den 90er Jahren rückt nun offensichtlich das, was zwischen Haarspitze und Zehennagel konkret vor sich geht, in den Vordergrund. Vielleicht kein Wunder in Zeiten, in denen Politiker festlegen, wie viel Fett und Zigaretten für den Bürger gesund sind.
Ärzte wissen das allerdings noch immer am besten. Der Hamburger Bahnhof der Neuen Nationalgalerie hat sich mit dem Medizinhistorischen Museum der Charité zusammengetan, um einem Phänomen auf die Spur zu kommen, das jeden Menschen eines Tages trifft, egal, ob er zu viele Pommes frites isst oder nicht: dem Schmerz. Auf Anregung der Berliner Ausstellungsmacherin Annemarie Hürlimann haben die beiden Häuser eine große Schau entworfen, in der sich Medizin und Kunst als gleichberechtigte Disziplinen begegnen sollen: hier ein Fach, dessen Vertreter sich der wissenschaftlichen Objektivität und dem Fortschritt verpflichtet fühlen, dort eines, das, wie Daniel Tyradellis vom Kuratorenteam sagt, zur Wahrheit jenseits wissenschaftlicher Objektivität fähig sei. Die Kooperation bot sich aber auch aus einem ganz praktischen Grund an: Hamburger Bahnhof und Charité sind Nachbarn. Die beiden trennt nur eine stark befahrene Brücke.
Für die Dauer der Präsentation führt nun eine Ampel Fußgänger über die Straße, und auch sonst haben die Ausstellungsmacher auf eine ansprechende Gestaltung geachtet. Rund 100 Exponate,…