Christian Huther
Schlachtpunk
»Malerei der Achtziger Jahre«
Kunsthalle Darmstadt, 31.1. – 29.4.2012
Keine heile Welt im Advent: In einem riesigen menschlichen Mund steht ein Kind mit Heiligenschein und hat einen just ausgerissenen Zahn in der Hand. Der Schmerz ist als Blitz symbolisiert und steigt zu einem Stern auf. So wird christliche Hoffnung in quälende Schmerzen umgedeutet. Aller Glaube ist nur Kinderkram, scheint Peter Angermann mit seinem Gemälde „Advent“ sagen zu wollen. Es entstand 1981 – eine düstere Zeit zwischen Nachrüstungsdebatte und Ökologiebewegung. Die „No Future“-Generation machte sich lautstark bemerkbar, die Punks mit greller Musik und schriller Kleidung. Auch die bildende Kunst wurde infiziert: Die „Neuen Wilden“ traten mit ihrer neo-expressiven Malerei hervor.
„Hochgemute Nichtskönner“ betitelte damals Peter Iden seine vernichtende Kritik über die jungen Künstler, die alles anders machen wollten, freilich nur mit Erzähltraditionen brachen und unbekümmert drauflos malten. Doch das ist Geschichte, die einstigen Verweigerer sind längst vom Markt geschluckt. Einen guten Rückblick auf die kühne, teils durchaus auch virtuose Malerei der 80er-Jahre bietet jetzt die Darmstädter Kunsthalle, dank des dortigen Landesmuseums, das 177 Werke von 73 Künstlern aus dieser Zeit besitzt, die „Sammlung Tiefe Blicke“. Sie ist als Dauerleihgabe eines badischen Sammlers seit 1984 im Haus, war aber kaum zu sehen. Das Museum ist seit 2007 wegen Sanierung geschlossen, noch bis Ende 2013.
Die Schau versammelt zwar mit 40 Bildern nur ein Viertel der Kollektion, macht aber dank kluger Hängung die 80er-Jahre wieder lebendig. Die damalige Malerei „war beeinflusst von der Punk-Bewegung aus London und New York“, meint Peter Joch, der Leiter…