Ingo Arend
Schiessen Sie nicht auf die Banker!
5. Art Basel Miami Beach, 7.-10.12.2006
Mondrian steht in leuchtenden Lettern auf der ganzseitigen Anzeige im Miami Herald. Designerstühle säumen einen palmenbestandenen Pool. Am Horizont schimmert der azurblaue Atlantische Ozean. Dass die renommierte Hotel Gruppe Morgans, zu der auch Madonnas Lieblingshotel, das noble Delano gehört, den Namen des niederländischen Malers für ein neues Gebirge aus Luxus-Appartements am Strand von Miami Beach gewählt hat, sieht wie der letzte Beleg für eine Entwicklung aus, die die Kunstwelt nicht erst seit heute in einen Zustand zwischen Grauen und Entzücken versetzt. Verschwindet die Kunst langsam aber sicher hinter dem alles überwuchernden Kommerz? Dienst sie hm nur noch als Fassade? Solche Befürchtungen kehren so zyklisch wieder wie Aufstiegshoffnungen und Abstiegsängste in den Hausses und Baisses der Weltkonjunktur. Doch seit ziemlich genau fünf Jahren beziehen sie ihre besondere Virulenz aus dem Erfolg jener leichtlebigen Tochter namens Art Basel Miami Beach, die der Welt wichtigste und angesehenste Kunstmesse, die Schweizer Art Basel, am Strand von Florida alimentiert.
Dass Kunst und Markt in der bürgerlichen Gesellschaft zusammen gehören, ist so neu nicht. Ein heute als einsames Genie verklärter Mann wie Rembrandt fand die Freiheit der Kunst auf dem Kunstmarkt, der sich seit Beginn des 17. Jahrhunderts entwickelte, als gewiefter Verkäufer und Kopist seiner selbst. Nur die Kunstreligiösen rümpfen heute noch die Nase, dass das Gesetz von Angebot und Nachfrage auch für tendenziell immaterielle Werte wie Bilder gilt. Der in Sachen Kunst und Kunstbetrieb Illusionsarme ist da besser dran. Gerade an den bizarren Auswüchsen…