Veit Görner
Schenkungen als Entsorgungslösungen
Veit Görner, 1953 in München geboren, Kunsthistoriker und Kurator, ist seit 2003 Direktor der Kestnergesellschaft in Hannover. 1979 gründete er mit unter anderen Ute Meta Bauer den Kunstverein „Archiv e.V.“ zur Förderung „nicht-ausstellbarer und theoretischer Kunst“. Von 1987 bis 1990 war er nach Ulrich Bernhardt der zweite Leiter des Künstlerhauses Stuttgart. Parallel dazu studierte er Kunstgeschichte. Mit Rudi Fuchs kuratierte er von 1991 bis 1992 die Skulpturenausstellung „Platzverführung“ für die KulturRegion Stuttgart. Von 1995 bis 2002 war er Kurator am Kunstmuseum Wolfsburg. 2005 promovierte er im Fach Kunstwissenschaft zum Thema „Der Betrachter als Akteur – Partizipationsmodelle in der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts“. Heinz-Norbert Jocks befragte ihn zu der heutigen Bedeutung privater Sammler sowie zum Thema der Kooperation mit Sammlern.
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Hat sich hinsichtlich der privaten Sammlerschaft im Lauf der letzten Jahrzehnte etwas verändert, oder ist alles beim Alten geblieben?
Es ist immer noch so wie zu Zeiten der Medicis: Sie retten die Kunst. Die Schere zwischen öffentlichen Ankaufsetats und den Preisen für Kunst vergrößert sich immer mehr. So bleiben nur die zahlungskräftigen Privaten. Aber das ist weder ein Problem noch ein Verlust, denn über kurz oder lang landen die Werke entweder als Schenkungen oder in privat geführten Sammlungen wieder in der Öffentlichkeit.
Aber unter welchen Bedingungen? Ist nicht ein Problem, dass Sammler ihre Sammlung auch als Lebenswerk verstehen und dieses dann auch entsprechend als Ganzes im Museum repräsentiert sehen wollen?
Die Bedingungen handeln Leihgeber und Leihnehmer oder Schenker und Beschenkter aus, also in der Regel erwachsene Menschen, die wissen müssten,…