Schein des Scheins – oder was?
Notizen zur Lage der Deutschen Malerei I
von Wilfried W. Dickhoff
“Ausdruckskrisen und Anfälle von Erotik:
das ist der Mensch von heute,
das Innere ein Vakuum,
die Kontinuität der Persönlichkeit
wird gewahrt von den Anzügen,
die bei gutem Stoff zehn Jahre halten. ”
Gottfried Benn
“Man muß sich damit begnügen,
daß hier etwas ins Strömen geraten ist,
das verwirrt,
nicht zu verstehen ist, aber
an die Wüste gewordenen Ufer Keime streut -:
das ist die Kunst. ”
Gottfried Benn
Eine Affirmative Umkehrung
Die Bilderflut ebbt ab, die hohlen Plagiate der vor kurzem noch fröhlichen Plagiate häufen sich, und der Föhn des Zeitgeistes trocknet alle Haare aus, die einmal zu Berge standen. Und so lautet die Frage: “What are you doing after the orgy?”
Nun, zunächst mal möchte ich versuchen, aus der kleinen Distanz heraus, die ich zur Malerei der letzten Jahre habe, die unter den Markenzeichen “wild”, “heftig” und “postmodern” gehandelt wurde und wird, diesen Durchbruch von Malströmen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre zu verstehen, um anschließend die Arbeit einiger Maler zu beschreiben, deren Bilder nicht nur Antworten auf die o.g. Frage sind.
Wenn man auch nicht von einem gemeinsamen Nenner reden kann, unter den sich wieder einmal alles subsumieren ließe, um eine weitere Katalogisierung zu erleichtern, so läßt sich doch eine Gemeinsamkeit angeben, die noch die auch vor drei Jahren schon gegensätzlichsten Arbeiten und Haltungen verbindet: die einfache Mallust und/oder Malwut. Aber was ist das?
Im Gegensatz zum Begehren nach etwas, das auf gezielte Nachbildung dessen, was ihm…