Scheich Ramadan Abu Suelem
Der ägyptische Maler Ramadan Suelem befaßt sich vorrangig mit Themen der Geschichte, wie er sie kennt, und Themen altägyptischer Erzählungen, des Korans und der Heiligen Schriften. Für ihn besteht Geschichte sowohl aus mündlich Tradiertem als auch aus Bildern und Berichten von Ereignissen, auf die er in Zeitungen und Zeitschriften stößt.
Auf Suelems Bildern sind die Begebenheiten der Vergangenheit integriert in seine eigenen Phantasievorstellungen von einer längst verflossenen Zeit. Geschichte begreift er als eine lang ausgesponnene Volkserzählung, in der Vergangenheit und Gegenwart, Zeit und Raum ineinander verwoben sind. Diese Zeitschichten werden durch die von ihm gewählten Gestalten aus Historie und Legende heraufbeschworen. Die Bilder stellen so die Synthese aus Elementen der altägyptischen Überlieferung und der morgenländischen und abendländischen Kulturen dar, die ihre Spuren in Ägypten hinterlassen haben. Die historischen Ereignisse seiner Bildmotive werden überlagert von den Erfahrungen des realen Lebens der Gegenwart. Sehr anschaulich wird dies, sobald er sich Szenen aus dem ägyptischen Alltag zum Vorbild nimmt, etwa Frauen beim Wasserholen oder Bauern, die in ihren kleinen Booten den Nil durchschiffen.
Wenn Suelem etwa ein Wasserrad (saquia) zeigt, das von Ochsen in der Runde gezogen wird, um das Wasser aus der Tiefe zu holen, gibt er ihm die Form einer altägyptischen Kartusche. Auch Tieren teilt er eine übertragene Funktion zu. Für ihn ist ein Löwe etwas anderes als das, was wir aus der Natur kennen; der Löwe, den er malt, ist aus seiner Vorstellungswelt heraus geschaffen, die zudem stark geprägt ist durch Volkserzählungen. So ist auch das Pferd auf seinen…
