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Ausstellungen: Heidelberg · S. 294 - 297
Ausstellungen: Heidelberg , 1990

Michael Hübl
Schau Blau

»Blau – Farbe der Ferne«

Heidelberger Kunstverein, 3. März bis 13. Mai 1990

Gelb brandet. In kraftvollen Stößen ist es wellig-wogend über die Fläche verteilt. Pastellgrüne Einsprengsel steigern die Wirkung der rötlichen Beimischungen, doch der Gesamteindruck bleibt gelb, ganz und gar gelb. Der so malte, Vincent van Gogh, schrieb etwa ein halbes Jahr vor seinem Tod: “Besser als flüchtige Ausstellungen zu machen, wäre es, sich ans Volk zu wenden, damit jeder bei sich zu Hause Gemälde oder Reproduktionen hätte, …”1 Europas größter Bierproduzent, Heineken N.V., hat ihm diesen Wunsch jetzt nachträglich zumindest teilweise erfüllt, indem er rechtzeitig zur großen Van-Gogh-Retrospektive in Amsterdam eine Anzeige herausbrachte. Sie zeigt die bewegte Kornfeld-Peinture des Künstlers als Ausschnitt und mit dem eingespiegelten Satz: “Vincent’s Favourite Colour Is Also Our Favourite Colour.” Es muß hier dahingestellt bleiben, ob diese Behauptung stimmt. Zu bedenken ist allerdings, daß van Gogh in seinem 37. Lebensjahr bemerkte: “In Wirklichkeit strebe ich eigentlich danach, grauer zu malen.”2 Außerdem ist auch die Farbe Blau in seinem Ouvre nicht ganz unbedeutend – noch eines seiner letzten Werke, das Bildnis des Dr. Gachet3, ist von einem Blau, das beinahe blendet.

Blau – zehn Wochen lang stand Heidelberg im Zeichen dieser Farbe. Ob im neuen Kunstvereinsgebäude oder in der Alten Universität – es blaute allenthalben. Selbst das Komponistinnenfestival spielte ins Blaue. Überflüssig fast, zu erwähnen, daß sich auch die regionale Wirtschaft am Blau-Boom beteiligte – angefangen vom durchweg mit blauen Büchern gestalteten Schaufenster bis hin zum Chemiekonzern BASF, der im nahegelegenen Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum eine…


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