Report
Saudi-Arabien als neues Zentrum der Kunst im Nahen Osten?
von Sabine B. Vogel
Der Abdruck dieses Berichts ist von Zweifeln begleitet: Am 24. Februar 2022 kündigt Wladimir Putin den Beginn der russischen Invasion der Ukraine an. Nahezu die ganze Welt ist sich einig darin, diesen Akt als verbrecherischen Angriffskrieg abzulehnen. Syrien und Nord-Korea gehören nicht dazu; Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate bleiben vage. Diese Haltung provoziert einen Konflikt: Sind Ausstellungsberichte aus dieser Region jetzt noch vertretbar? Muss darauf nicht mit Boykott geantwortet werden? Gälte das dann nicht für jede ähnliche Situation – was würde das für die Berichterstattung in einem Kunstmagazin auf lange Sicht bedeuten? Das sind Fragen, die wir uns stellen müssen, deren Beantwortung noch offen ist.
Sechs Mal so groß wie Deutschland, leben in Saudi-Arabien 34 Millionen Menschen. Ihr Leben ist dominiert von einer islamisch-fundamentalistischen Religion. Lange durften Frauen nicht arbeiten, nicht Autofahren, mussten sich verhüllen und nur schwarz tragen. Seit 2019 ist alles anders. Farbenprächtiges Gewand in jedem Schnitt, sogar Tanz, Musik, Kino sind erlaubt. Die Kultur allerdings steckt noch in Kinderschuhen – und das will der Kronprinz Mohammed bin Salman jetzt ändern. Er hat ein Ziel: „Vision 2030“ nennt er sein milliardenschweres Projekt, mit dem er dem Land ein modernes Image zulegen und die Wirtschaft auf die Zeit nach dem Ölboom vorbereiten will. Zentrale Themen dabei sind die Stärkung der Privatwirtschaft, Liberalisierung der Gesellschaft, Ausbau von Tourismus und von Kultur. Saudi-Arabien soll ein „regionales und globales Zentrum für Kunst und Kultur“ werden, wie es in dem…