Beate Eickhoff
Saskia Niehaus
Neue Zeichnungen
Galerie Joachim Blüher, Köln, 25.9. – 31.10.1998
Die Zeichnung ist das schlichte Mittel unter den Kunstformen, dasjenige, das am wenigsten Aufwand betreibt und, wie Matisse meinte, “ohne Schwere unmittelbar in den Geist des Betrachters eingeht”. Sie besitzt mehr Ursprünglichkeit und Direktheit als jede andere Kunstform und steht deshalb dem Schreiben so nahe wie der bildenden Kunst. Aus ihrer Rolle, nur Studie zu sein, Ideenskizze auf dem Weg zur Vollendung in Malerei oder Plastik, hat sich die Zeichnung längst emanzipiert. Auch Leichtigkeit und Spontaneität sind nicht mehr unbedingt die wesentlichen Kriterien. Immer noch aber ist das Zeichnen die direkteste Art der Transformation von Gedanken in Bilder und es wirkt weder bedrängend noch anmaßend, wenn diese Bilder in endlos scheinender Kette entstehen.
Während viele Zeichnungen heute das Fragmentarische zu kultivieren scheinen, sind die Blätter von Saskia Niehaus ein Beweis dafür, daß höchste Komplexität und Ausarbeitung auch im kleinen Format bestehen kann. Den Raum, den das leere Papier bietet, nutzt sie als schwerkraftlose, offene Weite. Statt ihn durch Farbe zu definieren, ihn zu charakterisieren, bleibt er die unbekannte Größe. Ihre Figuren, Menschen und Tiere, scheinen an einem zufälligen Ort in diesem Nichts aufeinanderzutreffen. Wie Frau und Mann präsentieren sich auch Ziege, Pferd, Hund, Schwein oder Huhn ganz selbstbewußt mit bisweilen recht ungewöhnlichen Körperstellungen.
Die Tierwesen zu identifizieren ist manchmal schwierig; noch schwieriger aber ist es, jene gefühlsmäßigen Schwebezustände zu definieren, aus denen heraus die jeweiligen Wesen geformt zu sein scheinen und die sie verkörpern. Die Befindlichkeiten der zur Beobachtung freigegebenen Bildakteure…