Baden-Baden
Sarkis
7 Tage, 7 Nächte
Staatliche Kunsthalle 27.10.2023 – 25.02.2024
von Carmela Thiele
Die Ausstellungen des türkisch-französischen Künstlers Sarkis formieren sich in der Rückschau zu einem sich fortwährend erneuernden Kreislauf künstlerischer Arbeit. Viele seiner Werke wurden bereits vielfach gezeigt, doch wird mit jeder neuen Inszenierung ihre Anmutung und Bedeutung bewusst gerändert. Die 25 Arbeiten umfassende, mit den Kurator*innen Çağla Ilk, Misal Adnan Yıldız, der Co-Kuratorin Defne Ayas und Sarkis inszenierte Schau in der Kunsthalle Baden-Baden versteht sich als Inszenierung seines Werks vor dem Hintergrund der globalen politischen Krisen.
Sarkis schlägt, wo immer er arbeitet, mental ein temporäres Atelier auf, macht sich den Raum zu eigen. Der in der Türkei geborene 85-Jährige ist der bedeutendste zeitgenössische Künstler des Landes. Er verließ seinen Geburtsort Istanbul 1964 und lebt seitdem in Paris. 1968 nahm er an der bahnbrechenden Schau When Attitudes Become Form von Harald Szeemann in Bern teil. Damit wurde er zum Teil einer wegweisenden Avantgarde. Seine Nähe zu John Cage, Marcel Broodthaers und Joseph Beuys – und mental auch zu Marcel Duchamp – markiert seine Flughöhe. Wie diese Künstler beherrscht auch er das Spiel zwischen Komplexität und stupender Einfachheit.
Der Konzeptkünstler will das Publikum für die Kunst als einigendes Band, aber auch als Verfahren der Differenzierung gewinnen. Unter dem Leucht-röhren-Regenbogen Zu den Kindern (2023) zeigt er im großen Saal der Kunsthalle Baden-Baden eine raumgreifende Skulptur mit dem Titel Atelier d’aquarelle dans l’eau (2005), die an eine lange, gedeckte Tafel erinnert. Es werden jedoch keine Speisen gereicht, sondern Farben und Pinsel. Gemalt wird in mit Wasser…
