Doris von Drathen
Sarkis
In dem Roman “Hiob” von Eugen Roth erkennen sich über Jahre getrennte Familienmitglieder an einer Melodie, nach der sie gewohnt waren, das Nachtgebet zu singen.
Die Figuren und Objekte von Sarkis’ Inszenierungen haben etwas von einer vertrauten Familie, die sich immer wieder und immer wieder anders begegnet.
“Rencontre” (Begegnung), “atterrissage” (Landung) sind Begriffe, die in seinen Inszenierungen leitmotivisch auftauchen. Von Bühne zu Bühne laden die Figuren sich auf mit der Geschichte ihrer Reise. Jede Ausstellung wird zu einer Art Ausschnitt aus dieser Odyssee – Sarkis ist nicht daran interessiert, abgeschlossene Werke zu präsentieren, was er zeigt, sind – so könnte man sagen – die Schichten einer Arbeit, die im ständigen Werden begriffen ist, die sich stalagmitenartig auswächst.
Im Gegensatz zu Tropfsteingebilden haben diese Figuren und Objekte allerdings nichts Statisches – sie entstehen in Istanbul, Paris, Straßburg, New York, sie entstehen auf dem kleinen Zeichenblock während eines Fluges; auch im übertragenen Sinn hat Sarkis für seine Ateliers das Bild einer kosmischen Satellitenstation entworfen, von der aus seine “personnages” starten, um in dem Raum zu landen, wo “sie dann singen werden”, wie er sagt.
“Lulu”, “le Forgeron” (der Schmied), “le Pêcheur” (der Angler), “l`Esprit japonais” (der japanische Geist), “le Tigre” (der Tiger), “la Barque” (das Schiff), ” l`Ange Guerrier” (der Kriegsengel), “der Anstreicher” und schließlich “Ma Chambre de la Rue Krutenau en Satellite” (Mein Zimmer der Krutenaustraße als Satellit), “les Bottes” (die Stiefel), “la Caisse” (die Truhe) sind die Protagonisten eines Stückes, das sie sich selber gegenseitig ablauschen. Vergleichbar mit Pirandellos “Sei personaggi…