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Ausstellungen: Köln · von Renate Puvogel · S. 357 - 358
Ausstellungen: Köln , 2009

Renate Puvogel
Sarah Ortmeyer

»Sabotage«
Figge von Rosen Galerie, Köln, 28.3. – 9.5.2009

Der Boden der Galerie ist bis in seine Tiefe hinein mit zerschlagenen Holzschuhen übersät. Im Französischen heißt Holzschuh sabot, sabotage also ursprünglich Holzschuhfabrikation. Ob dessen übertragene Bedeutung im Sinne von Widerstand tatsächlich auf den Aufstand französischer Landarbeiter zurückgeht, die sich gegen die Mechanisierung der Landwirtschaft dadurch auflehnten, dass sie ihre Holzschuhe in die Dreschmaschinen warfen, sei dahingestellt. Sarah Ortmeyer reizen derartige Verschiebungen von Sinnschichten (Bedeutungsebenen), ja, sie erfindet sogar ihrerseits derlei ungesicherte Doppeldeutigkeiten und hat in diesem Falle eine sprechende Bildmetapher für jeglichen Akt einer „Sabotage“ (2009) gefunden; namentlich zielt sie auf die Veränderung von Lebensräumen seit der industriellen Revolution. Die Menge der zerborstenen Schuhe ist Ausdruck der Wut und Ohnmacht des Einzelnen und ganzer sozialer Schichten gegen marktwirtschaftlich begründete Ausbeutung bis heute.

Auch bei der Arbeit „Faust“ (2009), einer mitten aus dem Holzberg ragenden Hochvitrine, geht es um Widerstand. Vier auf Streichholzschachteln geklebte SW-Fotos von amerikanischen Personen und Persönlichkeiten zeigen, welch gegensätzliche Aussagen die Geste einer geballten Faust zukommen können: Hie die beiden Fäuste des Kennedy-Attentäters Lee Harvey Oswald, dort die siegreich emporgereckte Faust des Black Panters Tommie Smith; hie die vertrauensvolle Geste zwischen Barack und Michelle Obama, dort der hilflose Versuch George W. Buschs, dieses ethnisch gebundene Ritual nachzuahmen. Nur die Schachtel der Obamas ist leicht geöffnet, so, als könne bei ihnen ein geheimgefährliches Zündeln in ein offenes, zukunftsreiches Freudenfeuer umschlagen. „Die verstörende und zugleich aufbauende Arbeit zeugt sowohl von der Beliebigkeit der Bilder als auch von deren…



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