Berlin
Sarah Ancelle Schönfeld
Labor Lab
Schering Stiftung 12.09.– 01.12.2024
von Sabine Maria Schmidt
Bis weit ins 20. Jahrhundert waren es die Nerven, die zur Erklärung als Quell und Schauplatz facettenreicher Krankheiten oder Hysterien, vornehmlich der Frauen, dienten. Heute sind es die Hormone, mit denen sich Körper und Psyche des Menschen steuern lassen. Der weibliche Körper ist auch in der Kunst längst nicht mehr nur als visuelles Schauobjekt interessant, sondern ebenso hinsichtlich seiner Funktionen im Kontext der Mutterschaft und Reproduktionsmedizin. (Aktuell wird übrigens ein jahrhundertealtes Tabu-Thema im Ausstellungs betrieb vorgestellt. „Läuft. Die Ausstellung zur Menstruation“ ist noch bis März 2025 im Museum Europäischer Kulturen zu sehen.)
Sarah Ancelle Schönfeld fühlt in ihrer ersten institutionellen Ausstellung in Berlin auf sowohl konzeptuelle als auch hochästhetische Weise den aktuellen Debatten um Mutterschaft, Empfängnisverhütung und Schwangerschaftsabbruch auf den Zahn. Blut gibt es hier allerdings nicht zu sehen. Clean, cool und high-end wirkt ihre ganz in weiß gehaltene Gesamtinstallation in dem Ausstellungsraum der Schering-Stiftung. Wie in Petrischalen oder unter dem Mikroskop geborene Bilder sehen ihre großformatigen Fotografien aus, die entweder hängen, lehnen, auf dem Boden liegen, mit einer Schelle an einer Säule gebunden oder wie eine starre Fahne befestigt sind. In gewisser Weise sind diese hochästhetischen Aufnahmen selbst Lockstoff, um das Abgebildete zu hinterfragen. Die Künstlerin hat verschiedene Hormone und Stoffe auf belichtete Fotonegative aufgetragen, so dass chemische Reaktionen mit der Fotoemulsion in Gang gesetzt wurden. Konkret sind das Östrogen, Oxytocin und Testosteron, Muttermilch, hormonbasierte Medikamente wie die Verhütungspille, die in Deutschland verbotene Abtreibungspille und die sogenannte „Pille danach“.
Mit…