Thomas Wulffen
Sanjin Jukic
IfA-Galerie, Berlin, 11.8. – 17.9.1995
Wie reagiert Kunst auf die Umbrüche und Verwerfugen nach dem Zeitenwandel von 1989? Diese Frage kann im Hintergrund der Ausstellung von Sanjin Jukic in der IfA-Galerie (Institut für Auslandsbeziehungen) stehen. Sanjin Jukic ist moslemischer Bosnier, 1957 in Sarajevo geboren. Seine Ausstellung bezieht sich denn auch auf eines jener `Ergebnisse` des erwähnten Epochenwandels: den Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Dieses Thema greift der Künstler vor allem auf der Ebene der medialen Vermittlung auf und findet dafür Bilder, die einerseits von Ironie zeugen und andererseits den Schrecken dahinter nicht verbergen. Allerdings relativiert die Ironie den Schrecken, und das erzeugt Unbehagen. Finden wir Zeitgenossen keine adäquate Umsetzung des Kriegsgrauens, wie sie beispielhaft Goya in seinen `Desastres de la Guerra` vorgeführt hat? Oder sind die Bilder von den Geschehnissen so stark, daß wir der Dokumentation des Geschehens selber keine Wirkung mehr zutrauen? Zumindest legt das die Vorgehensweise von Sanjin Jukic nahe. Dabei nimmt er eine Perspektive ein, die die Schuldfrage verdrängt und sich eher auf die Vermittlung in den unterschiedlichen Medien konzentriert. Und es scheint, daß auch die Kunst selber nur ein Medium ist. Zumindest benutzt es Sanjin Jukic so, indem er größten-teils in den rein künstlerischen Arbeiten auf Vorbilder zurückgreift wie in dem Wandbild zu der Installation `Selbstporträt als Politiker, Geschäftsmann, Künstler etc.` Der große Teil der Arbeiten besteht aber in der überdeutlichen Wiederaufnahme von Werbetechniken wie in den Plakaten zu Sarajevo. Der Schriftzug Sarajevo nähert sich dabei dem berühmten Schriftzug `Hollywood` und gibt damit eine Stoßrichtung…