Justin Hoffmann
Sanja Ivekovic – Personal Cuts
Galerie im Taxispalais, Innsbruck, 7.4. – 20.5.2001
Ein roter Faden ist leicht zu erkennen. Die erste Retrospektive der kroatischen Künstlerin Sanja Ivekovic zeigt, dass sich die Künstlerin über Jahrzehnte hinweg vorwiegend mit einer Thematik, dem Verhältnis zwischen Subjekt und Medien, beschäftigte. Schon in jungem Alter (Mitte zwanzig) entstanden Arbeiten, in denen sie Fotos von sich mit Abbildungen aus Massenmedien in Beziehung setzte: “Bitteres Leben”, “Süßes Leben”, “Tragödie einer Venus”, “Double Life”, “Vorher und Nachher” oder “Tagebuch”. In jenem Jahr 1975 entwickelte sie verschiedene Konzepte von künstlerischen Arbeiten, die auf Recherchieren und Archivieren beruhen und bisweilen den Charakter von umfangreichen Projekten annahmen. Fast alle diese Reihen basieren auf der Dualität von privaten Aufnahmen und publizierten Bildern. Doch diese Gegenüberstellung ist nicht als eine Konfrontation von Authentizität und Schein-Welt, von Ich und Öffentlichkeit zu begreifen. Die Relation ist komplizierter. Denn beide stehen in enger Verbindung zueinander. Die Bilderwelt der Popularkultur kann sich nur verbreiten, wenn ihre Konsumenten einen Nutzen daraus ziehen können. Die Massenmedien liefern Orientierungen für soziales Verhalten, denen sich niemand vollkommen entziehen kann. Die Konfrontation ist deswegen nicht einfach eine von Ich-Realität und der Irrealität der Medien, sondern eine, die das Ich in Frage stellt und nach den imaginären Aspekten der Ich-Werdung fragt. Und dieses Hinterfragen geschieht in der symbolischen Dimension der Fotografie.
Eine der umfangreichsten Serien dieser Phase heißt “Double Life” (1975). Die aus 62 Bildpaaren bestehende Arbeit zeigt auf der linken Seite jeweils ein farbiges Bild aus der Werbung und auf der rechten ein…