Reinhard Ermen
Sandra Vásquez de la Horra
Die Teufel treiben ihr Unwesen, Menschen und Masken werden von unsichtbaren Kräften gebannt. Normalität findet nicht statt. Respektpersonen aus fremden Welten, manchmal auch nur einfache Dinge treten auf wie Gespenster. Die zuweilen in die Zeichnung eingeschriebenen Titeleien helfen in den seltensten Fällen, denn die mottoartigen Inschriften und ihre vielsprachigen Andeutungen sind Teil des Bilderrätsels. Sandra Vasquez de la Horra selbst kann mit helfenden Erklärungen beispringen, doch vielleicht weiß sie selber nicht immer alles, denn viele der Motive und Fantasmen drängen sich ihr förmlich auf, ja – sie werden ihr gelegentlich fast schon diktiert, sie laufen ihr als bildgebende Anregungen aus Filmen, Büchern, Erinnerungen und Träumen zu. Erotische Momente sind unübersehbar. Die so entstehenden piktoralen Notate erscheinen wie surreale Montagen, jedes Blatt ist ein enigmatisches Statement. „I still hating Clowns“ zeigt einen eben erwachten Spaßmacher; den einen, den kleinen, falsch proportionierten Kinderarm hat er weit von sich gestreckt, den anderen hält er noch unter der Decke. Aus dem Mund wächst ein grinsender roter Pilz, wie eine zur Metapher konkretisierte Sprechblase, die freilich im Halse stecken bleibt. Der Circus in Chile, sagt Vasquez de la Horra sinngemäß, sei keine unbedingt fröhliche Angelegenheit, sondern auch ein Angst machendes Pandämonium gewesen. Die Drohgebärden eines lateinamerikanischen Katholizismus, erzieherische Strenge, Schuld, Strafe auch Unterdrückung spielen mit. Die Versuchung, die chilenische Militärdiktatur mit zu sehen, ist groß. Jedes Ding hat zwei Seiten! Gibt es fröhliche Albträume? Die Mumie mit bleckenden Zähnen trägt einen mächtigen Hut, an dem sich ein wohlgenährtes Baby…