Visionäre Gesamtkunstwerke
Zehn Eigenwillige Environments
Von Sal Scalora
Eines der wohl beeindruckendsten Phänomene des 20. Jahrhunderts ist das große Maß an Bauten der Environment-Kunst durch autodidaktisch arbeitende visionäre Künstler. Allein in den USA befinden sich über 250 dieser Bauten, die zum Teil zu Ruinen verfallen, zum Teil vollständig erhalten sind oder eine fachmännische Restaurierung erfahren. Zwischen den Kunstarten und ihren Erbauern gibt es keine direkte Verbindung, sie sind wie Vorposten der Kreativität über das ganze Land verteilt. Visionäre Künstler, die sich der Errichtung dieser umfangreichen Environments (auch Sites genannt) widmen, sind gewöhnlich durch sehr starke kreative Kräfte motiviert, die ihrem ganzen Dasein eine Richtung geben. Ihr Leben und all ihre Kunst gehen in einem einzigen Schöpfungsritual auf, das sie von der übrigen Gesellschaft abhebt. Während die äußere Welt zusieht, werden ihre Phantasien zu ihrer Wirklichkeit.
Der visionäre Künstler, der ein Environment schafft, ist ein intuitiver Schöpfer. Der Akt der Gestaltung seines Environments ist die Suche nach einem persönlichen Raum, der von der Konvention noch nicht versperrt ist. Da er angetrieben wird von religiöser Inbrunst und tiefen, äußerst empfindsamen persönlichen Wünschen, stellen Bauvorschriften oder soziale Tabus der Gesellschaft für den Gestalter von Environments kein Hindernis dar. Diese Visionäre verfolgen zielbewußt und konzentriert ihre Träume.
Diese visionären Gesamtkunstwerke sind Alternativen zu den Normen, phantastische Gebilde, die den Triumph des individuellen Geistes bezeugen. Obgleich Ähnlichkeiten zwischen den Environments scheinbar vorhanden sein mögen, ist doch jedes einzelne ein individueller Ausdruck, der ohne kollektive Beziehungen untereinander gestaltet wurde. Der typische visionäre Gestalter glaubt, daß er oder sie nirgendwo einen…
