Sammeln nur um zu besitzen?
Eine bemerkenswerte Blüte auf dem seit einiger Zeit heftig treibenden Gewächs ‘Sammeln und seine historiografische Aufarbeitung’ ist die Publikation des noch relativ jungen Berliner Aviva Verlag zu diesem Thema: Vorgestellt werden ausschließlich Sammlerinnen – 15 an der Zahl. Die im Titel gestellte Frage, ob insbesondere Besitzerstolz und Status deren Passion des Kunstsammelns befördert habe, verschiebt sich im Verlauf der Lektüre alsbald eher in Richtung des Statements “Ich sammle, also bin ich”. Dieses Movens verbindet sie irgendwie alle, ob Margarete von Österreich, die Habsburgerin oder Madame de Pompadour, Mätresse Ludwig XV. oder Gertrude Stein, die einzige Künstlerin in diesem Reigen, oder schließlich die weniger bekannte Marie-Lore de Noailles, Vicomtesse und Förderin skandalumwitterter surrealistischer Filme. Eine Zeitspanne von knapp 500 Jahren entbreitet sich unter der Feder der 14 AutorInnen, deren entsprechend differenten stilistischen wie durchaus uneinheitlichen sozialhistorischen Ansätze zum Teil erfrischend kurzweilig-informative, manchmal aber auch etwas dünn gestrickte Essays bescheren.
Bis ins 20. Jh. sammeln die hier vorgestellten Damen, mit Ausnahme von Nell Walden samt und sonders aus reichem Hause stammend bzw. in diese eingeheiratet, unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit – allein zugelassene inner circles sind für sie wie auch für den ansonsten eher verbreiteten männlichen homo collector die Bühne, das wirklich Sehenswerte und damit gleichzeitig sich selbst zu präsentieren (“An all dem erfreuen sich nur die Mäuse und ich”, soll Katharina die Große angesichts ihrer allseits bekannten hochkarätigen Gemäldesammlung französischer Künstler geäußert haben).
Von einer gewissen Bescheidenheit seitens der AutorInnen geprägt, klingt fast etwas zu wenig an, welche Meilensteine…