Sammeln
Ein philosophischer Versuch
Beim Thema Sammeln denkt wohl jeder in erster Linie an das, was gesammelt wird: Gegenstände, Naturstoffe oder Kunstwerke. Man sieht die Dinge – je nach Neigung – geradezu vor sich, nach bestimmten Ordnungskriterien zusammengetragen an einem speziell dafür hergerichteten Ort. In der Anschauung möchte der Sammler die Dinge durchdringen – genau dieser Aspekt kulminiert im Kunstsammeln.
Wenn sich nun ein Philosoph mit dem Sujet beschäftigt, wird erwartungsgemäß weniger die Anschaulichkeit eben dieser Dinge als die Begrifflichkeit der dadurch zum Ausdruck kommenden Wesenheit im Zentrum stehen. In der Tat kreisen die Gedanken des Kieler Philosophen Manfred Sommer nicht vordergründig darum, den angeborenen Sammeltrieb des Menschen aus phänomenologischer Sicht zu beleuchten, ja für ihn ist nicht einmal die Frage wichtig, ob es ihn tatsächlich gibt; es geht weniger um das Was – es ist das Wie, das ihm als Projektionsfläche dient. Auf der einen Seite reflektiert sie die aus der Tiefe von Jahrmillionen heraufscheinende Wandlung umherstreifender Wildbeuter zu sesshaften Jägern und Sammlern, auf der anderen Seite spiegelt sie die vergleichsweise junge Errungenschaft, mittels Computer numerische Codes im Sinne gesammelter Daten und Fakten zu digitalisieren. Hier gesellschaftliche – teilweise unveränderte, weil lebenserhaltende – Grundkonstituenten, dort ein den menschlichen Intellekt stützendes maschinelles Vernetzungssystem, das es vor allem der Wissenschaft erlaubt, kompakte Erkenntnisse im Sinne gesammelter Erfahrung unmittelbarer zugänglich zu machen. Wesentlich sind die Wege auf denen die verstreuten Dinge oder Daten in ein Zentrum eingebracht werden: wie lebensspendende Adern durchziehen sie den Korpus.
Den philosophischen Laien mag dieses breit angelegte Spektrum passagenweise gar zu…