Martin Blättner
Sam Taylor-Wood: »Third Party«
Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, 10.11.1999 – 16.1.2000
Im Kreuzfeuer der Bilder und der Sound-Effekte. Inmitten des abgedunkelten Filmraums – der im Kuppelsaal installiert wurde – sieht sich der Ausstellungsbesucher von sieben Projekten umgeben, die großformatige Sequenzen an die Wände werfen und ihn regelrecht in das Geschehen einbeziehen. Der Aufruf “Ich glaub’, ich bin im Kino” wird ihm dennoch kaum über die Lippen kommen, zu verwirrend ist zunächst das Szenarium. Die simultanen Projektionen zwingen den Betrachter, die vielfachen Kamera-Einstellungen zu einem Gesamtbild zu synthetisieren. Die Totale, die Großaufnahme oder der Kameraschwenk können unmöglich gleich zeitig wahrgenommen werden. Die reale Filmdauer von zehn Minuten kann so kaum als Echtzeit wahrgenommen werden, da man immer nur Bruchstücke einer Multi-Media-Show aufnimmt, obgleich die Handlung in ein-und-demselben Partyraum spielt. Die klassische Einheit von Raum, Zeit und Handlung wirkt gebrochen, die Grenze zwischen Bühnenraum und Zuschauerraum scheint aufgehoben, das Authentische und Fiktive lässt sich schwer trennen, die Erzählstruktur wird zerlegt und kann nur durch den Betrachter wieder zusammengefügt werden. Und zusammenwachsen kann in einem szenischen Puzzle nur das, was zusammengehört. Was treibt man auf einer Party? Da ist zunächst einmal die fast statische Einstellung eines Aschenbechers zu sehen, der sozusagen als Brennpunkt für all die Aktivitäten im Umraum fungiert. Umringt von Weingläsern und Bierdosen quillt der Kippen-Entsorger allmählich über, immer wieder kommen Hände ins Bild, die Asche abstreifen und Zigaretten ausdrücken. Unter den prominenten Darsteller/innen entdecken wir nur eine Nichtraucherin: ein Mädchen (Pauline Daly), das unentwegt zu heißen Rhythmen tanzt. Völlig passiv sitzt…