URSULA MARIA PROBST
Sam Taylor-Wood
Bawag Foundation Wien, 19.9. – 29.11.2003
Es ist, als ob ich die ganze Skala der emotionalen und existentiellen Welt erklären wollte’, kommentiert die 1967 geborene britische Künstlerin Sam Taylor-Wood ihre psychisch aufgeladenen Fotografien und Filme. Konfrontiert wird man mit Menschen, die sich unter der Regie der Künstlerin in Extremsituationen begeben. In der Bawag Foundation wird ein und derselbe Raum zum Schauplatz von Erotik, Wut, Abneigung, Angst, Schmerz, Freude, Qual, Begehren, Lust, Entfremdung, Schwermut und menschlicher Isolation. Die künstlerischen Ambitionen, sexuelle Lust in dekadenten luxuriösen Umgebungen zu fotografieren, gelangt unmittelbar in der 25-teiligen Serie ‘The Passion Cycle’ (2002) zum Ausdruck. Angeregt durch japanische Shunga Stiche des 19. Jahrhunderts auf denen neben Geishas und Sumoringern auch alltägliche Liebesszenen abgebildet sind, zeigt Sam Taylor-Wood ihre Inszenierungen eines Liebespaares in verschiedenen sexuellen Stellungen. Intimität wird dadurch bewahrt, dass weder Gesicht noch Genitalien mit der Kamera fokussiert werden. Trotz körperlicher Nähe reduziert sich die präsentierte Leidenschaft auf ein narzisstisches Vergnügen; zurück bleibt der fahle Beigeschmack existentieller Einsamkeit. In ihren provokanten Inszenierungen emotionaler Exzesse und Lähmungen drängt Sam Taylor-Wood darauf, sich der menschlichen Verwundbarkeit und den Ängsten zu stellen. ‘In der Darstellung von existentieller Erfahrung, kommst du um Sex nicht herum’, lautet ihr Argument gegenüber dem Vorwurf ‘Sex sells’.
Bereits in der Serie ‘Five Revolutionary Seconds III’ (1996), in der sich die Szenen auf der inszenierten Bühne eines Privattheaters abspielen, werden die Grenzen einer voyeuristischen Intimität durchlässig. Die Artikulation extremer Gefühlszustände wird mit einer von der Royal Air Force für Luftaufnahmen konstruierten Kamera in…