W. Lippert
Salvo
‘Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele, hier ist der Schlüssel zu allem.’ (Goethe 1787)
Es möge den Italienern überlassen bleiben, diesen Satz Goethes am Werk des Italieners und Sizilianers) Salvo zu überprüfen. Aspektverschiebungen durch die unterschiedlichen Standpunkte von (zum Beispiel:) Italienern und Nicht-Italienern bei der Beurteilung der nationalen Mentalität und Identität sind nur zu natürlich, zu menschlich. Die fremde Mentalität (die sich nicht zuletzt in Nationalität äußert) hat ihre Wurzeln in der Geschichte und der Geschichtsbildung. Der Schlüssel zum rätselhaften Anderen der Anderen liegt in der Historie. Der Umgang mit der eigenen Geschichte ist zwangsläufig eine Frage von Selbstbewußtsein und Selbstverständnis mit allen positiven wie negativen Implikationen.
Wenn Salvo seinen Namen in den italienischen Nationalfarben schreibt (‘Tricolore’), sich selbst in eine Reihe mit den Großen der Welt setzt (’40 Nomi’) oder von sich sagt ‘Ich bin der Beste’, dann ist daran gewiß nicht das Maß des Selbstbewußtseins beeindruckend. Vielmehr stehen solche Arbeiten in einem verbindlichen, nachvollziehbaren Bezug zum Modus westlicher Kulturtätigkeit, wie er sich in der Kunstgeschichtsschreibung und der institutionalisierten Kunstpräsentation darstellt.
Nur: Hier werden die Vorzeichen vertauscht – nicht die Geschichte bestimmt den Stellenwert, sondern der Künstler (der zu Bewertende) selbst – seinen eigenen und den seiner Werke.
Aufgezeigt wird das an den Funktionsmechanismen operationalisierbarer kultureller (Bild-) Typen, die in sich eine gewisse statusträchtige Symbolik tragen, die den hierarchischen Aufbau unseres Bild-/Symbolhaushaltes widerspiegeln.
Es ist eine fast schon zu banale Feststellung, daß selbst jede noch so ‘über-geschichtlich’ sich gebärdende ästhetische (kulturelle) Theorie deutlich von ihrer Epoche und…