Matthias Reichelt
Salon Kartenrecht
»Aus dem Untergrund in die 3. Etage der KW«
Kunst-Werke Berlin, 10.8.2013
Eine nur eintägige Präsentation einer Ausstellung wäre nicht rezensionswürdig, würde es sich nicht um die informelle Arbeitsweise einer Künstlergruppe namens „Kartenrecht“ handeln, die nunmehr seit 10 Jahren ihr „Unwesen“ hauptsächlich bei Kunst-Werke Berlin (KW Institute for Contemporary Art) treibt und mittlerweile Kultstatus besitzt.
Als definitorische Klammer für die Arbeitsmethode der Künstlergruppe könnte der Begriff „Resteverwertung“ stehen. Kartenrecht wurde zum ersten Mal aktenkundig als „Familie Kartenrecht“ durch die Eröffnungsrede von Uta Meta-Bauer am 13.2.2004 anlässlich der von ihr konzipierten 3. Berlin Biennale. In Familien gibt es Spannungen und Streit, aber sie ist dennoch auf das Engste miteinander verbunden und aufeinander angewiesen. So ähnlich verhält es sich auch bei Kartenrecht, die sich aus Angehörigen und ehemaligen Mitgliedern des für den Aufbau der Ausstellungen und Biennalen verantwortlichen Teams in den KW zusammensetzt.
In einer Art zeitgenössischen Version der Arte Povera arbeitet die Gruppe kontextgebunden mit dem Material, das sie in ihrem unmittelbaren Arbeitsgebiet vorfindet. Ob Spanplatte, Kabel, Verteilerdosen, Luftpolsterfolie, Paketband, alte Monitore, Textilien etc., kein Stoff, kein Gegenstand wird verschmäht und Teil der schnellen Verarbeitung durch das Kollektiv.
Die Gruppe installiert und demontiert Kunstausstellungen und verarbeitet überschüssiges Material zu eigenen Arbeiten, die immer zu einem bestimmten Zeitpunkt innerhalb der offiziellen Ausstellung in den KW präsentiert werden. Betrieb „Kartenrecht“ die ersten Jahre ihre Kunstpraxis aus dem „Underground“ der KW wie eine „Geheimloge“, so stieß sie auch bei Gastkuratoren wie z.B. Maurizio Cattelan, Massimo Gioni und Artur Żmijewski auf Anerkennung und ist nun bereits…