Sabine Haag
Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museum Wien
Kunst im Tempel
Ein Gespräch von Sabine B. Vogel
Sabine Haag ist 1962 geboren in Bregenz/Vorarlberg, studierte Anglistik, Amerikanistik und Kunstgeschichte und promovierte 1995 zum Doktor der Philosophie an der Universität Wien über „Studien zur Elfenbeinplastik des 17. Jahrhunderts. Vorarbeiten für einen systematischen Katalog der Elfenbeinarbeiten des Kunsthistorischen Museums Wien“. Seit 1995 ist sie am Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) tätig, zunächst als Kustodin der Kunstkammer und der Weltlichen und Geistlichen Schatzkammer, ab 2002 als Stellvertretende Direktorin, 2007 als Direktorin der Kunstkammer und der Weltlichen und Geistlichen Schatzkammer und seit 2009 Generaldirektorin des KHM mit MVK und ÖTM.
Sabine B. Vogel: Warum beauftragt das Wiener Kunsthistorische Museum zeitgenössische Künstler für den Theseustempel im Volksgarten mit Auftragswerken?
Sabine Haag: Es ist nur manchmal, aber nicht immer ein Auftragswerk und das steht auch gar nicht so im Vordergrund. Die Entscheidung hängt vor allem mit dem Ort zusammen, der ja für ein einziges Werk vorgesehen war: Der Architekt Peter von Nobile war 1819 beauftragt worden, für Antonio Canovas Theseus-Skulptur einen Tempel zu bauen. Die Skulptur kam 1890 in unser Museum und steht noch immer auf dem Zwischenpodest der Haupttreppe. Damit verlor der Tempel seine Funktion, es folgten jahrelang eher willkürliche Ausstellungen, etwa die Ausgrabungsstücke Anfang des 20. Jahrhunderts. 2008 haben wir den Tempel renovieren lassen und zeigen dort seit 2013 einmal im Jahr zeitgenössische Kunst.
„Wir zahlen den Auftrag, aber behalten bzw. sammeln das Werk nicht, weil das nicht Teil unseres Museumsprofils ist.“
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