Fabian Stech
Ryoji Ikeda db
»Minimale Klangkonstruktionen für das Museum»
Hamburger Bahnhof, Berlin, 29.1. – 9.4.2012
Seit 1999 werden im Hamburger Bahnhof in unregelmäßigen Abständen Musikwerke bildender Künstler ausgestellt. Die Spannbreite dieser Auswahl reicht von Hanne Darboven über Laurence Weiner und Christian Marclay bis hin zum japanischen Künstler Ryoji Ikeda, der in der laufenden Ausstellung präsentiert wird. Der Ansatz der Ausstellungsreihe beschränkt sich darauf, die Übergänge zwischen bildender Kunst und darstellender Kunst auszuloten, und steht historisch in einer Linie mit der musikalischen Avantgarde um John Cage oder La Monte Young, die schon immer einen engen Bezug zur Malerei, Skulptur und Happening aufwiesen. In dieser Reihe machen Künstler allerdings Musik und gehen den umgekehrten Weg: von der Fläche und dem Raum, den grundlegenden Einheiten der Malerei und Skulptur hin zur Zeit als dem wichtigsten Element der Musik. Schon Lessing hatte im Laokoon die Elemente Fläche und Raum sowie die Zeit zur schärferen Unterscheidung zwischen der bildenden und der darstellenden Kunst verwendet. In seiner Theorie des „fruchtbaren Augenblicks”, den der bildende Künstler in seinem Werk darzustellen in der Lage sein sollte, führt er jedoch gerade einen zeitlichen Moment in die bildende Kunst ein und gibt der Malerei und der Skulptur so eine narrative Struktur, denn der „fruchtbare Moment” enthält das jeweils vorherige und folgende in sich und stellt es so fast wie in einer Erzählung dar. Sogar in der Fotografie, von der man meinte, sie trüge die bildende Kunst zu Grabe, klingt dieses Paradox in der Idee des entscheidenden Moments, des „instant décisif”, die…
