Ruth Noack
Aus dem Schatten getreten
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Als Ruth Noack gemeinsam mit Roger M.Buergel 2007 die documenta 12 kuratierte, wurde die Kunsthistorikerin, Autorin, Dozentin und Ausstellungsmacherin wie ein Anhängsel behandelt und ihre Leistung übersehen. Dabei hatte das kuratorische Team seit 1994 zahlreiche Ausstellungen gemeinsam konzipiert, darunter Things We Don’t Understand in der Generali Foundation, Wien, und einen Zyklus zu Foucaults Konzept der Gouvernementalität in Wien, Miami und Rotterdam. Auch bei ihrer Arbeit an der documenta 12 trafen sie die kuratorischen Entscheidungen gemeinsam und gleichberechtigt.
Für mich ist Feminismus nicht nur Theorie und Analyse, sondern auch eine Lebensform.
Als Geschäftsführerin und Kuratorin von The Corner at Whitman-Walker in Washington, D.C., dem Kulturzentrum in einer auf LGBTQ und HIV fokussierten Gesundheitseinrichtung zwischen 2019 und 2022 produzierte sie The Mental Body, über ästhetische Akte der Selbstgestaltung und Selbstfürsorge, Stay Alive to Life, über Resilienz in Zeiten von COVID, See You There, über das Schreiben von Geschichte bei Whitman-Walker und, in Zusammenarbeit mit DYKWTCA, When We First Arrived…, eine Ausstellung, die sich durch die Werke von 123 bildenden Künstler*innen mit Berichten von Kindern auseinandersetzte, die an der Grenze zwischen den USA und Mexiko festgehalten wurden. Noacks Ausstellungszyklus Sleeping with a Vengeance, Dreaming of a Life wurde in Athen, Prag, Peking und im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart (2019 / 2020) gezeigt. Noack war Leiterin der Abteilung für das Kuratieren zeitgenössischer Kunst am Royal College in London (2012 / 2013) und lehrt seit mehr als 20 Jahren an Universitäten und Akademien. Über ihr Verständnis von Feminismus…