Susanne Boecker
Rußland
Andrei Monastyrski and the ‘Collective Actions’ Group (Nikita Alexeev, Elena Elagina, Georgy Kizevalter, Igor Makarevich, Andrei Monastyrski, Nikolai Panitkov, Sergei Romashko, Sabine Hänsgen) – Empty Zones / Kommissar: Stella Kesaeva. Kurator: Boris Groys.
„Ich beklage mich über nichts und ich mag es hier, obwohl ich noch nie hier war und nichts weiß über diesen Ort.“ Ein rotes Banner mit dieser Aufschrift, irgendwo in der Umgebung Moskaus, zwischen die entlaubten Büsche einer Schneelandschaft gehängt. Die Anbringung dieses Slogans im Jahr 1977 war eine der zahlreichen Aktionen der 1976 von Andrei Monastyrski gegründeten Künstlergruppe Collective Actions. Bei den „Trips out of Town“ der Moskauer Konzeptualisten entstanden bis heute 124 Aktionen, die in zehn Bänden dokumentiert sind. Kurator Boris Gorys hat der Gruppe (Nikolai Pantikov, Igor Makarevich, Elena Elagina, Sergey Romashko und Sabine Hänsgen) und ihrem Gründer Andrei Monastyrski (geb. 1949) im russischen Pavillon der 54. Biennale Venedig eine große Retrospektive eingerichtet.
Collective Actions entwickelten als erste in Russland eine Kunstform, die den Zuschauer aus seiner passiven Rolle befreit und ihm einen aktiven Part bei der Schaffung des Kunstwerks anbietet. Fast jeder Künstler, Dichter, Schriftsteller, Kritiker und Musiker der unabhängigen, inoffiziellen Moskauer Kunstszene hat an einer ihrer Aktionen teilgenommen.
Mittlerweile gehören partizipatorische Strategien in der bildenden Kunst ja zum Standardrepertoire und gewiefte Künstler haben Mittel und Wege gefunden, sich damit auf dem Kunstmarkt zu positionieren. Monastyrski und Collective Actions verweigern sich jedoch bis heute dem merkantilen Zugriff und haben sich eine unmittelbare Aufrichtigkeit und eine Lust am Spiel bewahrt, die ihren Werken Lebendigkeit und…