RAINER UNRUH
Rupprecht Matthies:
“SPAM and other daily trouble”
Produzentengalerie Hamburg, 30.4. – 29.5.2004
Wer A sagt, muss auch B sagen, sagen Systemtheoretiker und behaupten: Kommunikation ist ein autopoietisches und zirkuläres System, das ständig neue Kommunikation aus sich selbst heraus erzeugt und so seine eigene Fortsetzbarkeit garantiert. Das Internet ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel für diese systemtheoretische Einsicht. Die Zahl der E-Mails wächst unaufhaltsam, oft zum Ärger der Adressaten, denn ein Großteil der Mails enthält unerwünschte Werbebotschaften, die den elektronischen Briefkasten der Empfänger verstopfen. Einer Untersuchung der Softwarefirma Brightmail zufolge waren im April dieses Jahres 64 Prozent aller im Internet kursierenden E-Mails Spam, wie dieser Mail-Müll genannt wird.
Höchste Zeit also, dass sich die Kunst dieses Themas annimmt. Der Hamburger Künstler Rupprecht Matthies hat sich mehrere Monate mit Spam beschäftigt und dafür knapp tausend Mails gesichtet. Er hat Angebote zur Penis- und Busenvergrößerung gelesen, sich über die Vorzüge von Viagra informiert und gestaunt, was er tun soll, um sich besser zu fühlen und super auszusehen. Das Ergebnis dieser intensiven Auseinandersetzung sind vier Gruppen von Werken, die alle mit Buchstaben beziehungsweise Wörtern operieren, aber sie unterschiedlich in Szene setzen. Im Mittelpunkt der Ausstellung in der Produzentengalerie steht eine Gruppe von Arbeiten auf Leinwand im Format 210 x 160 cm. Man sieht nach ihrem gemeinsamen Anfangsbuchstaben zusammengestellte Wörter wie “Zygomaticofacial” und “Zoothagoras”. Die Buchstaben, das Lettering, hat Matthies selbst entworfen und aus farbigen Kunststoffplatten ausgesägt. Anschließend wurden die Buchstaben auf die Leinwand geklebt. In der am frühesten entstandenen Arbeit sind die Buchstaben alle gleich groß,…