Ronald Berg
Rupprecht Geiger
»Geist und Materie«
Mies van der Rohe Haus, 7.5. – 7.8.2005
Das Mies van der Rohe Haus spielt immer mit. Als Haus für Kunst der Moderne und moderne Kunst ist das 1932 als Landhaus für den Druckereibesitzer Karl Lemke entstandene Wohngebäude nicht nur Conditio sine qua non einer jeder Ausstellung sondern auch der Test auf die Werthaltigkeit jeder Kunst, die es hier mit Mies aufzunehmen wagt. Das L-förmige Haus aus unverputztem Backstein ist zwar in seinen Maßen relativ klein, und wirkt mit seinem reduzierten Äußeren recht bescheiden, aber der Geist, der in seinen Formen steckt, ist doch groß, um nicht zu sagen übermächtig. Keine leichte Aufgabe für die Kunst, die sich vor dem Architekturgott beweisen muss.
Es kommen überhaupt nur wenige Künstler und nur eine ganz spezielle Kunst für diesen Ort in Frage. Konzentriert, reduziert, entschieden, klar und im Geist der Moderne muss sie sein. Mit konkreter Kunst und deren Umfeld hat sich das Mies van der Rohe Haus seit 1992 einen Namen gemacht. Seitdem fährt Leiterin Wita Noack diese äußerst schmale Linie. Im Grunde auch darin Mies voll und ganz verpflichtet. Wie bei Mies würden nur wenige Zentimeter daneben genügen, um den Gesamteindruck zu ruinieren. Mit der gleichen, äußersten Skrupelhaftigkeit geht auch Wita Noack zu Werke.
Einer der ganz wenigen, die vor Mies (oder doch vor Frau Noack?) bestehen können, ist Rupprecht Geiger. Und nicht nur das: Der inzwischen 97jährige Geiger passt mit seinen jüngst entstandenen Bildern nicht nur formal in den Miesschen Rahmen, er formuliert zudem auf seine…