Reinhard Ermen
Rupprecht Geiger
Arbeiten auf Papier. Graphit, Kreide, Gouache
Galerie Edith Wahlandt, Stuttgart, 1.2. – 16.4.1994
Fast alle Epochen dieses schöpferischen Lebens sind vertreten, aber das Schwergewicht liegt auf den letzten zehn Jahren. “Arbeiten auf Papier”, das heißt zuallererst: “Zeichnung”! Nämlich als offene Kennzeichnung einer Arbeit ohne Titel (auch wenn gelegentlich Titel wie “Linie im Raum” oder “rot mit schwarz” auftauchen), durch die sich die Zeichnung letztendlich neu definiert, um nicht zu sagen transzendiert. Vielleicht ist das gemeinsame Kennzeichen der hier versammelten “Zeichnungen” eine Vorstellung von Raum, wie sie in den Gemälden immer wieder auftaucht, hier aber noch deutlicher auf solch ein Anliegen verweist. Zu diesen Bildräumen der Zeichnung gehören zuallererst hell und dunkel, am reinsten realisiert durch das Schwarz-Weiß von Graphit und Papier. Überhaupt baut Geiger den “Raum” sozusagen immer im Diskurs zweier Elemente, bzw. Gegensätze: fließender Schatten zu harter Kante, gefüllte zu ausgelassener Form, konkrete zu gezeichneter Linie, wobei Linie in diesem Fall eher so etwas wie Kante oder Formrand meint, denn eigentlich gibt es in diesen Zeichnungen keine “Linie”. Geigers Linien sind eben auslaufende Schatten oder dicke, materialgesättigte Kreidestriche, die sich gleichsam wie eine extrem reduzierte Form als Kontrast zu einem Gegenüber, sei das nun das Weiß des Papiers oder eine andere Form formulieren. Raum, in diesem Falle Zeichnung, als “Gespräch” eng aufeinander bezogener und aufeinander angewiesener Elemente!
Diese Blätter haben meistens ein suggestives Zentrum, das sich auch einer optischen Achse verdankt. Doch schon die langgestreckte Horizontale einer monumentalen Zeichnung von 1991 (Graphit, 150 x 254) belegt, daß dieses…