Heinz Schütz
Rupprecht Geiger
»Bilder aus den 50er Jahren«
Dany Keller Galerie, München, 11.3.-25.4.1987
Es mag inzwischen eine Platitüde sein, “fünfziger Jahre” zu sagen und an “Nierentisch” zu denken; es mag auch ein Sakrileg sein, wenn von absoluter Malerei die Rede ist, ein Möbelstück herbeizuzitieren, doch ähneln Formen, die in Rupprecht Geigers Arbeiten der fünfziger Jahre immer wieder aufscheinen – zumindest was die Verschmelzung heterogener idealtypischer Elemente anbelangt – der Form besagten Möbels. Bei Geiger schweben Formen im Bildfeld in sich ruhend, doch voll immanenter Spannung, alle Möglichkeiten vom Kreis bis zum Quadrat, von der Ellipse bis zum Trapez in sich bergend, in der Kontur klar umrissen und doch durch und durch Farbform. Hier gilt Geigers Diktum: “Farbe hat keine bestimmbare Wesensform. Während des Malens werden jedoch bei Ausschaltung des Intellekts Kräfte frei, die zur Gestaltung einer verbindlichen Farbform führen. (…) In der Farbform manifestiert sich Farbe auf eindeutige Weise.”
Wenn auch in späteren Bildern die Farbe noch vehementer die Form regiert, die Konturen ergreift und sie zum Flirren bringt, wenn auch der Pinselduktus mitunter dem Absolutheitsanspruch der Farbe in die Quere kommt, so läßt sich an den Arbeiten der fünfziger Jahre ein spezifischer Eigenwert feststellen, der sie eben keineswegs nur zu Vorläufern der späteren macht. Geiger, der sich ursprünglich der Architektur widmete, beginnt während der vierziger Jahre zu malen. Er befaßt sich nicht nur mit Landschaftsdarstellungen – in einigen der bei Dany Keller ausgestellten Arbeiten ist davon noch etwas zu ahnen -, sondern er nimmt zu dieser Zeit mit seinen das…