Dirk Schwarze
Gemalt hat sie schon immer. Doch es hat den Anschein, als genüge Rune Mields (Jahrgang 1935) der Umgang mit den meist dunklen Farben nicht mehr, als wollte sie die selbst angelegten Fesseln abstreifen und ihr Formenvokabular erweitern. Die von Ursula Schönewald im Göttinger Alten Rathaus arrangierte Mields-Ausstellung präsentierte jedenfalls im Zentrum zwei Werkblöcke, die sich sehr deutlich von den früheren Arbeiten abheben. Vor allem ist es der Rückgriff auf die dominierende menschliche Figur, der hier so überraschend wirkt.
Zum einen handelt es sich um die zwischen 1989 und 1991 entstandene siebenteilige Bildreihe (Aquatec auf Leinwand, 210 x 130 Zentimeter) “Couleurs et femmes”, die Rune Mields als eine große Verbeugung vor Henri Matisse angelegt hat. Die Grundlage dieser malerischen Reihe bildet die Beobachtung, daß Matisse häufig die für ihn prägende Farbe eines Gemäldes im Bildtitel mit angesprochen hat. Rune Mields hat nun die Titel von Matisse geordnet und jeder der sieben Farben, die am häufigsten auftauchen, ein eigenes Gemälde gewidmet: Weiß, Rosa, Gelb, Rot, Blau, Grün und Schwarz. So hat sie eine Serie in klaren und reinen Farben geschaffen.
Diese monochrome Malerei hat Rune Mields in einen doppelten Dialog einbezogen. Zum einen hat sie auf die Bilder in schwarzer Schrift jeweils die Matisse-Titel aufgetragen, die die gemalte Farbe benennen. Diese Auflistung der Titel fügt sich zu poetischen Wortreihen, die das optische Phänomen in ein geistiges verwandeln. Zum anderen hat Rune Mields in diese Schriftbilder zwei sich teilweise überlagernde Frauenfiguren schemenhaft projiziert – die eine stammt von Matisse, die andere von der Kölner…