Beate Eickhoff
Rune Mields
»Zeichen und Vermutung«
Galerie Jöllenbeck, Köln, 10.9. – 31.10.1999
Die Mathematik ist eine Teufelskunst. Und die Mathematiker, Urheber aller Ketzereien, müsste man aus allen Staaten vertreiben”, verkündete der Dominikaner Tommaso Caccini im Jahre 1614 von der Kanzel der Kirche Sta. Maria Novella in Florenz. Die Radikalität, mit der der Theologe gegen die Wissenschaft wetterte, wird auch heute noch Beifall finden, nicht etwa weil Caccinis religiös motivierter Antimodernismus gefällt, sondern weil die Mathematik für den Menschen im Schnitt nicht mehr als eine Erinnerung an komplizierte, überflüssige und deshalb lästige Schülerpflichtübungen bedeutet. Und doch, obwohl im mittelalterlichen Denken die Mathematik in teuflischer Verbindung mit Astronomie und Wahrsagerei zu stehen schien und ihr die ketzerischste aller Behauptungen, nämlich, dass die Sonne den Mittelpunkt des Kosmos bilde, entsprang, gab es auch im 15. Jahrhundert schon einen progressiven Theologen wie Nikolaus von Cues, der in der Mathematik und den mathematischen Symbolen einen Beweis für die Existenz unumstößlicher Gewissheit erkennen zu können glaubte. Seiner Meinung nach war es für den mathematisch Ungebildeten sogar überhaupt unmöglich, Wissen, eingeschlossen das Wissen vom Göttlichen, zu erlangen.
Die Mathematik dient der Reduktion und Systematisierung dessen, was denkbar ist und ist insofern vorbildlich für viele weitere Wissenschaften. In der Wissenschaftsgeschichte gilt sie als die Wissenschaft mit dem höchsten Grad an Wahrheit. Während Arithmetik und Geometrie im Mittelalter zu den sieben freien Künsten gehörten, scheinen heute Kunst und Mathematik Gegensätze zu sein. Die Kunst heute gilt als sensualistisch und intuitiv, jeder unvorgebildete Laie möchte sie verstehen können. Die Mathematik dagegen wird…