Helga Meister
Ruhe vor dem Sturm
»Postminimalistische Kunst aus dem Rheinland«
Museum Morsbroich, Leverkusen, 13.9.2015 – 10.1.2016
Im Museum Morsbroich in Leverkusen liebt man die Rückblicke, von der Konzeptkunst bis zum Minimalismus. Am liebsten wird dabei die Umbruchzeit Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre thematisiert, als auch Leverkusen die Nase vorn hatte. Es war die Zeit von Udo Kultermann, der von 1959 bis 1964 das Haus leitete, bei dem Zero-Künstler Otto Piene aus und ein ging. Kultermann beteiligte sich an der großen Malewitsch-Retrospektive, die vom Stedelijk Museum Amsterdam initiiert war. Von Kultermann stammte das Buch „Neue Dimensionen der Plastik“ von 1967, das bei Ernst Wasmuth erschien und die „primary structures“ beschrieb.
1968 präsentierte das Gemeentemuseum in Den Haag „Minimal Art“, einen großen Überblick über die junge amerikanische Skulptur, und schickte die Schau 1969 in die Düsseldorfer Kunsthalle. Eingeladen war der harte Kern dieser Stilrichtung mit Künstlern wie Donald Judd, Robert Morris, Carl Andre, Sol LeWitt und Dan Flavin. Es war aber auch die Zeit von Konrad Lueg, der gerade die Fronten gewechselt hatte und vom Künstler zum Galeristen Konrad Fischer mutierte. Er machte als Vorreiter unter den Galeristen den Minimalismus im Rheinland und speziell in Düsseldorf hoffähig.
Nun hatte die Kunst aus Pressspan, Winkelprofilen, Platten und Latten gerade im Rheinland auch eine Stoßrichtung gegen die ewig Gestrigen. Düsseldorf war schließlich einst eine Hochburg des Nationalsozialismus, und viele ehemalige Befürworter hatten immer noch das Sagen. So ging es nicht nur um primäre Strukturen, sondern um Kritik am Bestehenden. Deshalb waren auch Humor, Parodie…