CHRISTIAN HUTHER
Rudolf Stingel / Peter Roehr
“Home Depot”/Werke aus der Sammlung
Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/M., 28.2. – 15.8.2004
Erst wenn die Arbeit abgebaut wird, ist sie vollendet. Meint jedenfalls Rudolf Stingel, 1956 in Meran geboren und seit langem in New York lebend. Vor der Eröffnung seiner Installation “Home Depot” war jedenfalls noch alles unversehrt im Dreiecksraum des Frankfurter Museums für Moderne Kunst (MMK). Stingel hat Boden, Wände und Decken mit weichen, silbrigen Isolierplatten verkleidet und sie mit einem roten, persischen Damastmotiv bedruckt. Doch der Besucher stockt unwillkürlich bei den ersten Schritten in diesem gleißenden Prunksaal. Man läuft fast wie auf englischem Rasen; bei entsprechend energischen Schritten oder spitzem Schuhwerk sind rasch die ersten Löcher im Boden.
Genau das trat auch während der Vernissage ein. Stingel aber war und ist nicht böse drum, Filzpantoffeln hat er keineswegs vorgesehen. Das Zerstören ist für ihn ein Gestalten; so entsteht erst das Raum-Kunstwerk. Der Künstler hofft auf regelrechte Trampelpfade, wenn die Museumsbesucher nicht allzu viel Hemmungen haben. Selbst auf die Wände darf gekritzelt oder hineingeritzt werden, ähnlich wie in Stingels italienischem Pavillon der Biennale von Venedig 2003. Schon der Titel “Home Depot” verweist auf die große amerikanische Baumarktkette, aus der das Material stammt. Die ganze Installation sieht denn auch etwas nach Heimwerker aus, in ungewohnt riesigen Raumdimensionen, aber mit typisch bürgerlicher Ästhetik – und ist damit ein Gegenentwurf zum White Cube des Museums.
Entsprechend spießig scheint auch das Stingel-Bild an der Wand, eine Variation des Damast-Motives, das an die Motive alter Matratzen erinnert. Gegenüber hängt ein…