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Ausstellungen: Köln · von Jürgen Kisters · S. 374 - 374
Ausstellungen: Köln , 1992

Jürgen Kisters
Rudolf Steiner

Wandtafelzeichnungen

Galerie Monika Sprüth, Köln, bis 19.9.1992

Portikus, Frankfurt, 17.10. – 22.11.1992

Rudolf Steiner (1861 – 1925), der Begründer der sogenannten Anthroposophie, formulierte um die Jahrhundertwende eine ganzheitliche Anschauung von der Welt, die bis heute nichts von ihrer Faszination und anregenden Kraft eingebüßt hat. So sind denn auch die Wandtafelzeichnungen, mit denen Steiner seine Vorträge zu erläutern und gestisch zu beleben pflegte, von unvermindertem Interesse; und das keineswegs nur für Eingeweihte der Anthroposophie, sondern in einem ganz allgemeinen künstlerischen Sinn, für alle diejenigen, die aus künstlerischen Impulsen eine Belebung für ihr Leben zu gewinnen vermögen. Die Wandtafelzeichnungen, die gerade im DuMont-Buchverlag erstmals publiziert wurden, fanden gerade in der Galerie Sprüth einen äußerst schönen Ausstellungsrahmen.

Bleiben Anthroposophen gewöhnlich in ihren stillen, immer ein wenig esoterischen Zirkeln, verwundert es zunächst, die Wandtafelzeichnungen Steiners im Dunstkreis der oft lärmenden modernen Kunst angesiedelt zu sehen. Die Erklärung liegt allerdings nicht darin, daß auch Rudolf Steiner sein Leben lang künstlerte, sondern in der tiefen Beziehung zu einem “Meister der zeitgenössischen Kunst”, der diese Zeichnungen paradoxerweise erst kurz vor seinem Tod das erste Mal gesehen haben soll: Joseph Beuys. Kennt man dessen Tafelillustrationen – verschlungene Szenen aus Linien, Zeichen und Begriffen -, so hat man das Gefühl, sie gehen direkt auf die Wandtafelzeichnungen Steiners zurück. Das Ineinander von Schrift und zeichnerischen Elementen, von Begrifflichkeit und Anschauung ist bei Steiner wie Beuys von seltener Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit. Und selbst die Themen (z.B. Ware, Arbeit, Kapital, Geistesleben, Freiheit, Intuition, Naturelemente, Energie) lassen beide nicht nur im Denken, sondern auch…


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