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Ausstellungen: Hamburg · S. 290 - 290
Ausstellungen: Hamburg , 1988

Doris von Drathen
Rudolf Bonvie

Galerie Wilma Tolksdorf, Dezember ’87 – Januar ’88

Im vergangenen Jahr hatte der Hamburger Kunstverein in Zusammenarbeit mit dem Württembergischen eine Gruppenausstellung von Großphotoarbeiten unter dem Titel »Blow-up« gezeigt. In der Kriminalistik und in dem gleichnamigen Film wird mit Hilfe der phototechnischen Vergrößerung die Wirklichkeit entlarvt: aus einem schwarzen Fleck kann der Mörder sichtbar werden.

Tatsächlich ist die Methode des »Blow-up« vergleichbar mit den künstlerischen Methoden in der Großphotographie: Auch hier wird Wirklichkeit entlarvt, allerdings nicht im vordergründigen Sinn, daß ein Gegenstand aus phototechnischer Nahsicht deutlicher wird, sondern eher in dem Sinne, daß die Wirklichkeit hinter den Dingen, daß die Gefahr hinter der Fassade sichtbar wird.

Unter den Teilnehmern der Ausstellung »Blow-up« war damals auch RUDOLF BONVIE: Er zeigte unter anderem die Farbphotoarbeit »Blaues Ornament«. Die Glaswände einer Telephonzelle sind vom darunterliegenden Meer blaugefärbt: Der Blick ist auf den Hintergrund, auf das Meer gelenkt; vor dem Strand zerstört ein Kriegsschiff die Ferienlandschaft; in serieller Wiederholung erscheint die Silhouette dieses Kriegsschiffes wie auf einem durchsichtigen Vorhang, der sich zwischen Telephonapparat im Vordergrund und Landschaft schiebt, den ganzen Raum mit Kriegsschiffen anfüllt.

Bonvie verbindet in dieser Photoarbeit zwei wesentliche Gesichtspunkte seiner Auseinandersetzung mit Realität: Der Telephonapparat wie die Photographie, die als Presseinformation um die Welt geht, reduzieren die Wirklichkeit auf eine Schablone, lassen das menschliche Verhalten auf ein Minimum verarmen und erstarren. Die Bedrohung des Menschen durch die Apparate der Technik hat Bonvie jahrelang auch in seinen »Bildern« von Rolltreppen oder rollenden Trottoirs bearbeitet: Auch hier wird der Mensch seiner individuellen Bewegung…


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