Rudi Stanzl
geb. 1958 in Linz, lebt in Wien
Schwarz, Weiß und die Grauskala sowie Punkt, Linie und Fläche sind für den von der Aktion kommenden Rudi Stanzl Ansatzpunkt und nicht anachronistischer Endpunkt jener Entwicklung, deren Befreiung der bildnerischen Mittel vom Dienst am Gegenstand und ihrer Reduktion zur Bildessenz in nur scheinbar linearem Fortschritt in den Werken Malewitschs und Mondrians bzw. des Informel und Action-painting gipfelten. Zwischen diesen beiden Polen, dem mathematisch strukturierenden, nach größtmöglicher Objektivität strebenden Kalkül einerseits und dem motorischen, durch ratio unkontrollierten Gestus andererseits, reduziert Stanzl mehr und mehr. Von einer virtuosen Kombinatorik in der Vielfalt linearer und flächiger Erscheinungsweisen, Auftragsarten und Substanzierungen der Nicht-Farbe zu Bildstrukturen zwischen flächiger und räumlicher Wirkung ausgehend, sucht Stanzl existentielle, im Sinne Malewitschs »reine Erregung« vermittelnde bildnerische Aussagen durch Material und Werkspur herauszufiltern und etwas von der Flüchtigkeit jenes Entmaterialisierungsprozesses festzuhalten, dessen Fortschreiten im Rahmen einer elektronischen Superstruktur der Kommunikation einerseits und der Unverbindlichkeit eines ästhetischen Pluralismus andererseits die seelisch-subjektive Aufladung neuerer geometrischer Tendenzen zum Unterschied von den Zielen der historischen Avantgarde erklärt.
Peter Stasny