Rückkehr der großen Erzählung
Was vom Megakunstjahr 2017 übrig bleibt
ein Kommentar von Amine Haase
Vom Kunstsommer 2017 lernen? Zumindest von dem, was zwischen Venedig und Kassel, Münster, Lyon und Paris zu sehen war? Einige Lektionen wären tatsächlich zu lernen. Allerdings sind es mehr oder weniger dieselben, die schon in den letzten zwei Supersommern der Kunst hätten gelernt werden können, nämlich 1997 und 2007. Alle zehn Jahre sind gleichzeitig die Biennale in Venedig, die Documenta in Kassel und Skulptur Projekte in Münster zu sehen; die Biennale in Lyon und spezielle Ausstellungen in den europäischen (Kunst-)Metropolen gehören ebenfalls zu solch Superkunstjahren. Was sich in den zwanzig Jahren zwischen 1997 und 2017 geändert hat, ist weniger das Prinzip Großausstellung als die Vervielfältigung und das Aufblasen dieses Prinzips. Damit verschärfen sich die bereits seit zwei Dezennien sichtbaren Probleme. So waren in diesem Megakunstjahr zum einen das Verwischen der Grenzen zwischen verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen deutlich erkennbar und – gleichzeitig – zum anderen ein Auseinanderdriften unterschiedlicher Auffassungen davon, was eigentlich Kunst sein soll. Mit der prononcierten Formulierung ihres jeweiligen Kunstverständnisses zogen die Ausstellungsverantwortlichen klare Grenzlinien, die im Rückblick ein Gesamtbild zeichnen – und unterschiedliche Möglichkeiten für die Zukunft aufzeigen können.
Vor dem Blick zurück und den konstanten Problemen, die Großausstellungsjahre mit sich bringen und verschärfen, möchte ich kurz das Auffälligste und Interessanteste skizzieren – auch wenn das nicht unbedingt immer das Tragfähigste für eine Kunst-Zukunft sein muss. Bemerkenswert ist, wie „die große Erzählung“ zurückkehrt und sich in der Kunst ausbreitet. So startete die…