Christian Huther
Roy Lichtenstein
Die Zeichnungen 1961 -1986
Schirn Kunsthalle Frankfurt, 12.3. -1.5.1988
Die Pop-art war von je umstritten. Dabei war sie mehr als bloße Hommage an den Konsum, eher schon ironische Randnotiz; zur Allegorie der Wegwerfgesellschaft wurde sie nur stilisiert. Das Spiel mit dem Klischee wurde allerdings rasch langweilig, führte zu Standardisierung und endlosen Wiederholungen. Roy Lichtenstein hat aus diesem Spiel ein konstruktives Prinzip entwickelt. Was er in den 60er Jahren mit Comics erprobte, exerzierte er inzwischen durch die moderne Kunstgeschichte – bis zum abstrakten Expressionismus. Die Motive der klassischen Moderne reduzierte er auf die Grundformen und zerlegte sie in abgezirkelte Farbfelder samt der unvermeidlichen Rasterpunkte.
Der 65jährige Maler produziert damit Kunst über Kunst, wobei er alle künstlerischen Aussagen auf sein unverwechselbares Zeichensystem reduziert, die Vorlagen teilweise sogar bizarr verzerrt. Seine Handschrift stellt er dabei gerne hintan: “Ich möchte, daß meine Bilder so aussehen, als seien sie im voraus festgelegt.” Die Frage nach dem “wahren” Lichtenstein tauchte denn auch bereits des öfteren auf – angesichts seiner seit nahezu 30 Jahren unveränderten Schablonen-Methode kein Wunder.
Die Frankfurter Schirn Kunsthalle zeigte nun als einzige deutsche Station einen Rückblick auf Lichtensteins zeichnerisches Werk von 1961-1986. Die Schau mit rund 300 Zeichnungen, einem Dutzend Collagen, einigen Gemälden und einer Plastik startete im vergangenen Jahr im New Yorker Museum of Modern Art und ist seither auf Welttournee. Zuletzt waren 1982 in der Kölner Kunsthalle zwar 120 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen zu sehen, sie stammten aber allesamt aus der Zeit von 1970 bis 1980. Die jetzige Retrospektive dagegen bietet…