Friedemann Malsch
Rotation – Art Critics’ Art
ROTATION – ART CRITICS’ ART
GALERIE SCHIPPER, 19.1.- 28.2.1990
Was wir schon immer fürchteten, ist eingetreten. Da gibt es jene Binsenweisheit, alle Kritiker und Kunsthistoriker seien verhinderte Künstler. Wer mag das bestreiten? Jeder von uns hat sich darin versucht, früher oder später. Meist hat man es frühzeitig aufgegeben in der klaren Einsicht, daß man auf anderem Gebiet besser ist. Manche aber haben es weiter betrieben, und es ist einer ungewöhnlichen Ausstellung zu verdanken, daß wir heute aufgeklärt werden, daß es gerade diese Kritiker und Wissenschaftler sind, denen die Künstler zu danken haben. Nicht nur auf sprachlichem Gebiet haben diese Menschen keine Mühe und Anstrengung gescheut, um ihren Künstlerfreunden zum wohlverdienten Erfolg zu verhelfen. Die Ausstellung belegt einwandfrei, daß auch auf künstlerischem Gebiet die Künstler von der Kreativität der Kritiker profitieren konnten. Wer hätte z.B. ernsthaft erwogen, daß George Condo seine Bildeinfälle direkt aus den Zeichnungen eines Wilfried Dickhoff bezogen hat? Wer hat tatsächlich gewußt, daß Rosemarie Trockel eigentlich nur eine Replik von Isabelle Graw ist? Daß die poetische Story-Art von Marlies Grüterich erfunden wurde (sie kann tatsächlich eine vollautomatische Agfa-Klick bedienen)? …
Die drei Organisatorinnen der Ausstellung, neben Galeristin Esther Schipper die Künstlerin Rosemarie Trockel und die sog. Kritikerin Jutta Koether, haben den Versuche unternommen, den Kristallisationspunkten des Kunstbetriebes eine Ausstellung zu widmen. Prominente Namen sind dabei, doch ist der Wert der Aktion ausschließlich redundanter Natur. Die Szene feiert sich voyeuristisch selbst. Das Ergebnis gibt im Einzelfall Anlaß zur Heiterkeit, doch ist das Endresultat lächerlich mittelmäßig. Ein…