Jürgen Raap
Ross Bleckner
Kunsthalle Zürich, 3.11. – 30.12.1990
Kölnischer Kunstverein, 13.1. – 24.2.1991
Moderna Museet Stockholm, 13.4. – 26.5.1991
Zwischen den beiden Tourneestationen Kunsthaus Zürich und Moderna Museet Stockholm waren die Arbeiten des Amerikaners Ross Bleckner (Jahrgang 1949) im Kölnischen Kunstverein zu sehen. In der Auswahl der Exponate blieben die figürlichen Motive weitgehend ausgespart. Nur in “Light and Dark World” (1989) schwebt ein nahezu hyperrealistisch ausformulierter Pokal über einem undeutlichen, impressionistisch angelegten Grund, den man als nächtlichen Seerosenteich ausdeuten mag, dessen Oberfläche goldenes Dämmerlicht reflekiert. “Interior” (1985) zeigt den Blick in einen Innenraum mit Tisch und Durchgang, Fußbodenmuster und Wände sind durch Lichtschein ebenfalls nur verschwommen wahrnehmbar, und diese Verunklarung verkehrt die ursprünglich sehr präzise Interieurmalerei, wie wir sie etwa vom Alt-Niederländer Pieter de Hooch kennen, ins genaue Gegenteil.
Diese beiden figürlichen Bilder scheinen in der Auswahl der Exponate einen Sonderfall darzustellen, aber sie verdeutlichen in besonders prägnanter Weise das Grundprinzip von Bleckners Malerei, Raumorientierung durch Nebelschleier aufzuheben, Lichteinfall in sehr diffuser Weise auf Hellzonen zu lenken, ohne daß dabei die konkrete Lichtquelle auszumachen wäre. Das Mittel der Verwischung von Formeindeutigkeit dient ihm in verschiedenen Motivzyklen zur wahrnehmungsphysiologischen Irritation einerseits, zum emotionalen Appell, atmosphärische Dichte zu spüren, andererseits. Auflösung der Bildebenen bedeutet gleichzeitige Auflösung von Vorstellungsebenen: Im Katalogbeitrag zitiert Bleckner einen Freund namens Meyer, der ihm zu bedenken gibt, “daß Engel nicht von der Wirklichkeit handelten, sondern vom Himmel, und wir wüßten schließlich, daß der Himmel nicht wirklich sei”.
Schwerpunkt der Wanderausstellung bilden drei Werkgruppen: die “Streifenbilder”, die Bleckner seit 1981 malt, sowie die…