Noemi Smolik
Rosemarie Trockel
Galerie Monika Sprüth, Köln, 19.11.1992 – 30.1.1993
Drei Bilder in amerikanischen Bonbonfarben, Rosa, Hellblau und Hellgelb, gehalten, die schwarze Kreise zeigen, sind die ersten Arbeiten von Rosemarie Trockel, denen man beim Betreten der Galerie gegenübersteht. Drei Bilder mit streng abstrakten Elementen, die der formalen Tradition der klassischen Moderne entsprechen. Doch Vorsicht. Die schwarzen Kreise sind eigentlich einzelne Herdplatten aus Stahl, die an den Bildern befestigt sind. Und da fragt man sich, was für eine Art von Werken sind eigentlich diese Bilder?
Das moderne Kunstwerk verstand sich als Repräsentation einer authentischen Vision, eines Konzepts dieser Welt, einer – wie Jean François Lyotard sie nannte – großen Erzählung von der Emanzipation der Menschheit. Seine Autorität beruhte auf einer universellen Ästhetik der Form, die zur Darstellung und Repräsentation dieser Vision diente. Diese Form galt als unabhängig, ja geradezu erhaben über jeden kulturellen, historischen, geographischen, sozialen und sexuellen Unterschied. Sie stützte sich auf das von Kant entwickelte Geschmacksurteil, das seiner Meinung nach allgemeingültig war.
Heute wird solche Vision immer häufiger als das entlarvt, was sie in Wirklichkeit auch ist, als die Vision eines durch die lange Tradition der Expansion geprägten Europäers. Es reicht schon, sich nur die Sprache einiger avantgardistischer Manifeste anzusehen, um festzustellen, daß es die Sprache eines Eroberers ist. Das heißt jedoch, daß der moderne Künstler erstens egozentrisch, denn er ging nur von seiner eigenen Kultur aus, zweitens ausschließlich, denn er negierte alle anderen Kulturen, und drittens männlich ist. Denn was sollte die Vision sonst sein, wenn nicht eine Meistererzählung von einem…