Annelie Pohlen
Rosemarie Trockel
Skulpturen, Bilder, Zeichnungen Rheinisches Landesmuseum, Bonn, 5.9.-6.10.1985
Nachdem sich über Jahre der Blick auf einzelne Stars der internationalen Kunstszene konzentrierte, wird die Bühne frei für Künstlerindividuen, deren Werk zwar Ausdruck eines herrschenden Klimas ist, doch sich dem groben Raster der Definitionen entzieht. Im Rheinischen Landesmuseum gab Rosemarie Trockel, in Köln ansässige Künstlerin (geb. 1952) Einblick in ihr vielschichtiges Werk. Neben zwei herausragenden skulpturalen Werken, einer monumentalen ‘Totenvase’ (1984) und einer brisanten zweiteiligen Installation von 1985 zeigte sie Bilder, darunter die neuesten Strickbilder und eine – eher zu umfangreiche – Auswahl aus ihrem zeichnerischen Werk.
Daß die Vielfalt der Ausdrucksweisen in Sachen Medien, Handschrift, Stil gegenwärtig das Handeln der Künstler bestimmt, ist heute für sich genommen allzu geläufig, als daß sich von daher künstlerische Qualität belegen ließe. Entscheidend ist, in welchem Maße so das Künstlersubjekt zu einem die Vielfalt durchziehenden gültigen Ausdruck des eigenen Ansatzes findet. Rosemarie Trockel hat das Gefäß im wörtlichen wie im übertragenen Sinne als Ort der Entfaltung, Austragung und der Erstarrung physisch-psychischer Energien, als Brennpunkt der sozialen und kulturellen Wirklichkeit des rational nicht definierbaren künstlerischen Subjektes im Strom der kollektiven Geschichte als Bild-Raum verdichtet. Das Gefäß ist der Körper, die Seele, der Kopf, das Auge, das Ohr, die Nase, kurzum der in Teilen darstellbare aber dort nicht lokalisierbare Herd des ewigen Duells zwischen Leben und Tod, Eros und Gewalt, Schöpfung und Zerstörung. Die Kulturgeschichte ist reich an Gefäßen als realen Behältern gelebten Lebens und Bildern seiner ‘nur’ imaginierten Fülle. Die Künstlerin hat auf diesen Fundus ebenso…