Ralf Hanselle
Roots. Indiens junge Kunst
White Square Gallery, Berlin, 23.1. – 13.3.2010
Wo die Wirtschaft boomt, boomt auch die Kunst. Kalkutta etwa, gestern noch ein Hinterhof auf dem indischen Subkontinents, wird im Zuge des neuen asiatischen Wachstums schon bald sein erstes Museum of Modern Art eröffnen können. Im Mai 2008 unterzeichnete die westbengalische Regierung hierüber einen Vertrag mit dem Schweizer Architektenbüro Herzog & de Meuron. Eröffnung soll demnach bereits in drei Jahren sein. Eben noch, da schien es, als würde in weiten Teilen Indiens das sprichwörtliche Elend bis zum Himmel schreien. Jetzt, mit dem rasanten Aufstieg des 1,2 Milliarden Einwohner zählenden Riesenlandes, sprießen an gleicher Stelle gläserne Architekturen und erlesene Kulturbauten empor. Die Kunstszene des Subkontinents blüht. Große Ausstellungen zur indischen Gegenwartskunst sind derzeit nicht nur in Bombay oder Neu Delhi gefragt. Auch in Europa beginnt man, Interesse für die indische Kunstszene zu entwickeln. Gemälde von Maqbul Fida Husain etwa, vor Jahren im Westen allenfalls ein Geheimtipp, konnten bei Sotheby’s bereits Preise von bis zu zwei Millionen Dollar erzielen. Selbst in Bern, London oder Klosterneuburg ist zeitgenössische Kunst aus Indien zum Publikumsmagneten geworden. Vorsichtig gewöhnen sich hier Sammler an exotische Namen wie Subodh Gupta, Pushpamala N oder Jitish Kallat – an Künstler, deren Arbeiten vor wenigen Jahren kaum Beachtung gefunden hätten.
Da liegt es nahe, dass man da auch in der trendigen Kunstmetropole Berlin nicht hinten anstehen möchte. Noch schließlich sind die Preise für Malerei oder Fotokunst aus Indien moderat; noch macht die Wirtschaftskrise Preisrückgänge von bis zu fünfzig Prozent möglich….